Deutsche Lebensmittelbehörden im Sommerschlaf

Hallo und Guten Tag,

können Sie sich vorstellen, dass Ihnen hier in Deutschland Eiscreme verkauft wird, die einen Stoff enthält, der krebserregend ist? Und das auch noch, obwohl die Behörden und Unternehmen diese Gefahr kennen und es ganz einfach verhindern könnten? Nein? In diesem Fall müssen wir Sie enttäuschen, denn genau das ist diesen Sommer passiert.

Wenn Sie auch finden, dass so etwas nicht passieren darf, dann kämpfen Sie mit uns zusammen gegen diesen Missstand an und werden Sie Fördermitglied von foodwatch.

Es gab Rückrufe in vielen Ländern…

Anfang Juni stellten Behörden fest, dass große Mengen eines weit verbreiteten Zusatzstoffs die krebserregende Substanz Ethylenoxid enthalten. Nach einigen Tagen gab es die ersten öffentlichen Rückrufe. Einige Tage später erfolgten die Rückrufe dann in ganz großem Stil. Tausende Produkte wie Eiscremes von Snickers und Milka sind zurückgerufen worden. Aber wo? Hier in Deutschland? Nein – in Frankreich. Und in Rumänien – und in Slowenien. Und hier? Fehlanzeige! Auch drei Wochen nach der Einigung der EU-Staaten, dass alle betroffenen Produkte zurückgerufen werden, und nachdem Frankreichs Rückrufwelle bereits in vollem Umfang angelaufen war, passierte in Deutschland – nichts! Die kontaminierten Produkte, vor denen anderswo öffentlich gewarnt wurde, wurden in Deutschland einfach weiterverkauft – und aufgegessen.

So etwas dürfen wir den Verantwortlichen nicht durchgehen lassen. Unterstützen Sie uns dabei, so etwas in Zukunft zu verhindern, werden Sie Mitglied von foodwatch.

foodwatch ist aktiv geworden und hat Mars konfrontiert

Sie werden zu Recht fragen, wie so etwas möglich ist. Wieso sind die Behörden untätig geblieben? Wieso haben die Lebensmittelhersteller nicht von sich aus die Produkte aus den Regalen geräumt? Wieso sind die Verbraucher:innen in anderen Ländern geschützt worden, aber nicht in Deutschland? Das haben wir uns auch gefragt – haben recherchiert, sind aktiv geworden und haben betroffene Produkte aufgedeckt.

Wir haben eine Petition an die Verbraucherschutzminister:innen der Länder verfasst, an der sich mehr als 55.000 Verbraucher:innen beteiligt haben. Und wir haben in akribischer Detektivarbeit herausgefunden, dass unsere Vermutung stimmte: dass in Deutschland die gleichen Produkte – und zwar wirklich genau die gleichen – weiter verkauft wurden, die in Rumänien oder Schweden bereits öffentlich zurückgerufen worden waren. Wir waren fassungslos. Snickers Ice Cream von Mars sogar mit derselben Chargen-Nummer! Nachdem wir den Hersteller Mars mit dieser Tatsache konfrontiert haben, gaben sie zu, dass sich tatsächlich Ethylenoxid in den Produkten befindet. Trotzdem weigerten sie sich, die Produkte zurückzurufen und behaupteten, sie seien sicher. Erst später – viel zu spät, nämlich nach unserer Petition und unserer öffentlichen Kritik – kam Bewegung in die Angelegenheit: Am 10. August 2021 hat sich der Mars-Konzern dem Druck gebeugt und die mit dem krebserregenden Ethylenoxid belastete Eiscreme endlich auch in Deutschland zurück gerufen.

Ein Erfolg mit bitterem Nachgeschmack

Zu diesem Erfolg haben alle beigetragen, die an der Petition teilgenommen haben und die uns als Fördermitglieder unterstützen. Deshalb werden auch Sie jetzt Fördermitglied bei foodwatch, damit wir auch in Zukunft den Verantwortlichen auf die Finger schauen und sie zum Handeln bewegen können.

Doch leider will uns die Freude über diesen Erfolg nicht so recht gelingen. Denn was wird dadurch denn eigentlich deutlich? Wenn wir keine Petition an die Verbraucherminister:innen der Länder gestartet hätten und wenn wir Mars nicht öffentlich angegriffen und auf seine Versäumnisse hingewiesen hätten, wäre höchstwahrscheinlich gar nichts passiert. Kaum jemand hätte davon erfahren und die allermeisten hätten weiter die Eiscreme mit krebsgefährlichen Zutaten gegessen.

Und das Empörendste: Noch immer fehlen öffentliche Rückrufe von anderen Herstellern, deren Produkte in anderen Ländern längst aus dem Verkehr gezogen wurden. Doch in Deutschland werden die Verbraucher:innen nach wie vor von Herstellern und Behörden im Stich gelassen.

Einmal mehr wurde deutlich: Wenn es um die Sicherheit unserer Lebensmittel geht, können wir uns nicht einfach so auf die staatlichen Behörden oder auf die Unternehmen verlassen. Die Verbraucher:innen werden – ausgerechnet, wenn es um den Schutz ihrer Gesundheit geht – immer wieder allein gelassen. Deshalb gibt es nur eine Möglichkeit: Wir Verbraucher:innen müssen uns zusammenschließen und uns unsere eigene Lobby schaffen. Deshalb gibt es foodwatch. Und deshalb würden wir uns freuen, wenn Sie uns unterstützen.

Werden Sie Mitglied von foodwatch!

Danke für Ihre Unterstützung und herzliche Grüße

Andreas Winkler

Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit