Pressemitteilung 03.07.2025

Geschönte Zahlen zur Zuckerreduktion: foodwatch kritisiert Ernährungsministerium

foodwatch hat dem Bundesernährungsministerium vorgeworfen, geschönte Zahlen zur sogenannten Reduktionsstrategie zu verbreiten. Während der gestern veröffentlichte offizielle Bericht des Max Rubner-Instituts eine Zuckerreduktion bei Erfrischungsgetränken von lediglich 9,1 Prozent gegenüber 2018 feststellt, spricht das Ministerium von knapp 15 Prozent – eine Zahl, die im Bericht nicht genannt wird, sondern nur durch eine Berechnung abgeleitet werden kann, bei der das MRI selbst vor methodischen Ungenauigkeiten warnt.

„Das Ernährungsministerium verkauft die angebliche 15-Prozent-Zuckerreduktion als großen Schritt – dabei sagt das Max Rubner-Institut klar, dass die Unterschiede beim Zuckergehalt womöglich gar nicht durch eine echte Reduktion, sondern durch Mängel bei der Stichprobenerhebung zu erklären sind. Minister Alois Rainer will die freiwillige Reduktionsstrategie als Erfolg verkaufen – obwohl sie in Wahrheit versagt hat“, kritisierte Luise Molling von foodwatch.

Laut MRI-Bericht betrifft die 9,1-Prozent-Reduktion alle Erfrischungsgetränke auf dem Markt. Was in der Ministeriums-Pressemitteilung nicht erwähnt wird: Die 15 Prozent beziehen sich dagegen nur auf besonders absatzstarke Produkte – und selbst dort räumt das MRI ein, dass die Datengrundlage Schwächen aufweist. Die Unterschiede im Zuckergehalt könnten „auch methodisch bedingt sein und sind nicht zwingend auf eine Veränderung unter den absatzstärksten Produkten zurückzuführen“, schreibt das MRI. Es könne sein, dass bei der ursprünglichen Auswertung der Getränke „einige marktrelevante Produkte nicht identifiziert wurden.“ Dennoch präsentieren Ministerium und Industrievertreter diese Zahl prominent in ihren Pressemitteilungen, kritisierte foodwatch.

Nur 0,6 Gramm weniger: freiwillige Zuckerreduktion gescheitert

Ohnehin sei die Zuckerreduktion durch rein freiwillige Maßnahmen viel zu gering, so foodwatch. 9 Prozent weniger Zucker bedeute in der Praxis lediglich, dass der Zuckergehalt im Schnitt von 6,3g je 100ml auf 5,7g je 100ml gesunken sei. Zum Vergleich: In Großbritannien ist der durchschnittliche Zuckergehalt in Getränken um 35 Prozent gesunken, seitdem Hersteller besonders süßer Getränke eine Abgabe zahlen müssen. foodwatch fordert seit Jahren eine solche Herstellerabgabe auch für Deutschland. Die Union lehnt das bisher ab.