Goldener Windbeutel 2025: Verbraucher:innen wählen dreisteste Werbelüge des Jahres
Milka, Rama, Fish Tales, Shirin David und Innonature nominiert
- Fotostrecke, Schnittbilder, O-Töne und Hintergrundinfos zu allen Kandidaten:
www.foodwatch.org/downloads - Online-Wahl unter www.goldener-windbeutel.de
- foodwatch fordert: Versteckte Preiserhöhungen müssen klar gekennzeichnet werden!
Die Wahl zum Goldenen Windbeutel 2025 ist eröffnet: Verbraucher:innen können ab heute auf www.goldener-windbeutel.de abstimmen, welches Produkt den Negativpreis für die dreisteste Werbelüge des Jahres erhalten soll. Die Verbraucherorganisation foodwatch hat fünf Kandidaten nominiert, die beispielhaft für Irreführung im Supermarkt stehen: den norwegischen Räucherlachs von Fish Tales, den „Dirtea Glow”-Eistee von Shirin David, den Schokoriegel „Menstru Chocbar” von Innonature, die Milka Alpenmilch von Mondelez und die Rama-Margarine der Flora Food Group. foodwatch forderte die neue Bundesregierung auf, konsequent gegen Verbrauchertäuschung vorzugehen. Beispielsweise müsse sie ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag in die Tat umsetzen und Lebensmittelhersteller und Handel dazu verpflichten, versteckte Preiserhöhungen klar zu kennzeichnen.
„Von der Zuckerbombe mit Schönheitsversprechen über die ‘natürliche’ Industrie-Margarine bis zur Schoko-Packung, die heimlich geschrumpft ist – die diesjährigen Kandidaten des Goldenen Windbeutels zeigen: Irreführung im Supermarkt ist kein Ausrutscher, sondern ein Geschäftsmodell“, sagte Dr. Rebekka Siegmann von foodwatch. „Egal, ob es sich um bekannte Marken wie Rama und Milka oder Produkte von Nischenherstellern handelt – Verbraucher:innen werden abgezockt, weil in Berlin bisher der politische Wille fehlte, gegen Werbelügen vorzugehen. Das ist eine Chance für die neue Bundesregierung: Essen geht alle an – jeden Tag. Wer Verbraucher:innenrechte stärkt, stärkt auch das Vertrauen der Menschen in die Politik.“
Das sind die fünf Kandidaten für den Goldenen Windbeutel 2025:
Kandidat Nr. 1: Atlantischer norwegischer Räucherlachs von Fish Tales
Das Unternehmen Fish Tales bewirbt seinen Räucherlachs auf der Verpackung als „nachhaltig und umweltgerecht gezüchtet". Das aufgedruckte ASC-Siegel soll nicht nur eine „verantwortungsvolle Fischzucht" garantieren, sondern verspricht auch, dass die Herkunft des Fischs bis zur Farm zurückverfolgt werden kann. Doch Fish Tales weigert sich, Auskunft über die konkrete Zuchtfarm zu geben. Stattdessen nennt die Firma gegenüber foodwatch den norwegischen Konzern Grieg Seafood als Bezugsquelle, bei dem es zu schwerwiegenden Tierschutzverstößen gekommen ist.
Kandidat Nr. 2: Dirtea Glow von Dirtea GmbH
Die Rapperin Shirin David verspricht bei ihrem „Dirtea Glow”, den sie gemeinsam mit dem Getränkehersteller Pfanner auf den Markt gebracht hat, einen sichtbaren Glow-Effekt für „schöne Haut und Nägel" – tatsächlich handelt es sich um einen überzuckerten Eistee mit unnützem Zusatz von Zink und Biotin. Dr. Yael Adler, Hautärztin und Autorin des Buchs „Genial ernährt!”, kritisiert: „Freier Zucker schädigt (..) direkt die Haut und das Bindegewebe: Durch Glykationsprozesse werden Kollagenfasern im Gewebe verklebt und verlieren ihre Elastizität, was die Haut schneller altern lässt und Faltenbildung begünstigt.”
Kandidat Nr. 3: Menstru Chocbar von Innonature GmbH
Die Firma Innonature bewirbt ihren zuckrigen Schokoriegel „Menstru Chocbar” mit dem Slogan „mit allem, was Dein Körper und Deine Seele braucht”. Mit Eisen, rotem Maca und Vitamin B6 soll er zum Wohlbefinden während der Menstruation beitragen, obwohl das für keinen der drei Inhaltsstoffe nachgewiesen ist. Der 38-Gramm-Riegel würde den schlechtesten Nutri-Score E
erhalten und kostet auch noch stolze 3,90 Euro.
Kandidat Nr. 4: Milka Alpenmilch von Mondelez
Die „Milka Alpenmilch” ist ein dreistes Beispiel für „Shrinkflation“. Mondelez hat den Packungsinhalt von 100 g auf 90 g verringert – und kurz vorher den Preis von 1,49 Euro auf 1,99 Euro erhöht. Die Verpackungsgröße ist dabei gleichgeblieben. Eine versteckte
Preiserhöhung von 48 Prozent!
Kandidat Nr. 5: Rama von Flora Food Group
Hersteller Flora Food Group bewirbt seine Rama Margarine prominent mit „100 % natürliche Zutaten“. Doch wer ein Naturprodukt erwartet, wird enttäuscht. Rama enthält – wie andere Margarinen auch – zahlreiche Zusatzstoffe und industriell hergestellte Zutaten, die mit einem natürlichen Produkt wenig zu tun haben.
Bis Mitte Juli können Verbraucher:innen auf www.goldener-windbeutel.de aus den fünf Kandidaten ihren Favoriten für den Preis der dreistesten Werbelüge wählen.
foodwatch engagiert sich seit langem gegen Verbrauchertäuschung und fordert verbesserte Kennzeichnungsregeln. Diese fallen zwar häufig unter EU-Lebensmittelrecht. Doch gibt es auch nationale Spielräume, um Verbraucher:innen vor irreführenden Werbeaussagen zu schützen, so foodwatch. Im Koalitionsvertrag heißt es: „Wir setzen uns für mehr Transparenz bei versteckten
Preiserhöhungen ein.“ foodwatch fordert die neue Bundesregierung auf, ihrer Ankündigung zügig Taten folgen zu lassen und gegen Shrinkflation vorzugehen. In Frankreich müssen Supermärkte seit Sommer 2024 versteckte Preiserhöhungen kenntlich machen.
Um auf das Problem der Verbrauchertäuschung im Lebensmittelbereich hinzuweisen, verleiht foodwatch seit 2009 den Goldenen Windbeutel – 2025 zum 14. Mal. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt Actimel von Danone (2009), die Milch-Schnitte von Ferrero (2011) und das „Smart Water“ von Coca-Cola (2018). Vergangenes Jahr gewann Alete bewusst für seine zuckrigen „Obsties” den Negativpreis. Viele Hersteller reagierten auf die foodwatch-Kritik. 2022 etwa stoppte Rewe eine irreführende „klimaneutral“-Werbung auf Hähnchenfleisch.
Quellen und weiterführende Informationen
- Fotostrecke, Schnittbilder, O-Töne und Hintergrundinfos zu allen Kandidaten: www.foodwatch.org/downloads