Isoglukose: Was Verbraucher wissen müssen

Isoglukose wird in der industriellen Lebensmittelindustrie eingesetzt. Foto: foodie factor

Isoglukose (auch Isoglucose) ist ein Zuckersirup, der aus Mais oder Weizenstärke hergestellt wird – anders als Haushaltszucker, der aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr gewonnen wird. Isoglukose kann billiger produziert werden als Haushaltszucker und besteht in der Regel zu 55 Prozent aus Fruktose und zu 45 Prozent aus Glukose, Haushaltszucker enthält beides zu gleichen Anteilen. 

Bald mehr Isoglukose in europäischen Lebensmitteln

In den USA ist Isoglukose unter dem Namen „High Fructose Corn Syrup“  bekannt und wird vor allem in der industriellen Lebensmittelproduktion verwendet, zum Beispiel zum Süßen von Getränken. Da bestimmte Regulierungen des europäischen Zuckermarktes im Oktober 2017 gelockert wurden, müssen wir damit rechnen, dass Isoglukose bald auch verstärkt von europäischen Lebensmittelherstellern verwendet wird.

Diese Marktveränderungen haben viele Verbraucherinnen und Verbaucher verunsichert. Mit den Fragen und Antworten (FAQs) rund um Isoglukose möchte foodwatch Klarheit schaffen.

Fragen und Antworten rund um Isoglukose

Ob Lebensmittel mit Isoglukose oder Haushaltszucker (Sachharose) gesüßt werden, ist aus gesundheitlicher Sicht unerheblich. Dies ist aber kein Grund zur Entwarnung. foodwatch befürchtet, dass es durch die Zuckermarktliberalisierung für die Lebensmittelindustrie noch rentabler wird, auf Süßkram, Zuckergetränke und andere ungesunde Lebensmittel zu setzen.

Und das ist problematisch, denn zum Beispiel Zuckergetränke fördern nachweislich die Entstehung von Übergewicht und chronischen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes. Softdrinks spielen nach einhelliger Einschätzung – unabhängig von der verwendeten Zuckerart – eine wesentliche Rolle in der globalen Epidemie von Übergewicht und chronischen Krankheiten.

Isoglukose wird unter den Begriffen „Glukose-Fruktose-Sirup“ und „Fruktose-Glukose-Sirup“ vermarktet. Stehen diese Begriffe auf der Inhaltsstoffliste eines Produktes, enthält es Isoglukose.

Isoglukose ist billiger als Zucker aus Zuckerrüben. Bisher sorgt die sogenannte EU-Zuckermarktordnung dafür, dass der Zuckerpreis in der Europäischen Union höher liegt als auf dem Weltmarkt und weniger Schwankungen ausgesetzt ist. Von diesen Regeln profitieren vor allem die europäischen Landwirte. Etwa 80 Prozent des weltweit produzierten Zuckers wird aus Zuckerrohr gewonnen. In der EU hingegen wird Zucker aufgrund der klimatischen Bedingungen fast ausschließlich aus Zuckerrüben hergestellt.

Die EU-Zuckerverordnung regelte bisher auch, wieviel Isoglukose produziert werden durfte. Durch die festen Produktionsmengen wurde der Isoglukose-Anteil am EU-Zuckermarkt künstlich niedrig gehalten. Zum 1. Oktober 2017 sollen wesentliche Instrumente der Zuckermarktordnung fallen: sowohl die Mindestabnahmepreise für Zuckerrüben, die Produktionsquoten als auch die Exportbeschränkungen.  Die Importzölle sollen hingegen bestehen bleiben.

Mit dem Wegfall dieser Maßnahmen wird die europäische Isoglukoseproduktion und damit der Isoglukose-Anteil am EU-Zuckermarkt steigen, Schätzungen zufolge von derzeit fünf auf bis zu 20 Prozent des Zuckermarktes.

Die Lebensmittelindustrie steckt in einem Dilemma, das durch Isoglukose noch verstärkt wird: Mit gesunden Lebensmitteln wie Obst oder Gemüse macht sie deutlich weniger Profit als mit Softdrinks, Süßwaren oder Snacks. Wenn die Süßungsmittel für die Industrie jetzt noch billiger werden – wie Isoglukose – verstärkt sich das Dilemma. Die Industrie braucht Anreize, um ausgewogene Lebensmittel zu vermarkten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass ein hoher Zuckerverzehr die „Nährstoffqualität der Ernährung bedroht“, da „viele Kalorien ohne spezifische Nährstoffe“ geliefert werden, was zu einer „ungesunden Gewichtszunahme und einem erhöhten Risiko von Adipositas und verschiedenen nicht übertragbaren Krankheiten führt.“

Um dem übermäßigem Zuckerkonsum Einhalt zu gebieten und der Fehlernährung entgegenzuwirken braucht es:

  • Eine Herstellerabgabe für zuckergesüßte Getränke nach dem Vorbild Großbritanniens als Anreiz für die Getränke-Industrie, ihre Rezepturen grundlegend zu verbessern.
  • Eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben auf Verpackungsvorderseite, damit Zuckerbomben auf einen Blick entlarvt werden.
  • Beschränkungen für an Kinder gerichtetes Marketing, so dass ausschließlich gesunde Produkte zum Beispiel mit Comics oder Spielzeugbeigaben beworben werden dürfen.
  • Verbindliche Standards für die Verpflegung in Kitas und Schulen.