Nachricht 11.09.2013

„Regionalfenster" stoppt Herkunfts-Schwindel nicht

Woher kommt das Schweinefleisch in der Leberwurst? Mit einem neuen Logo sollen Verbraucher regionale Produkte besser erkennen können – ab 2014 in vielen Supermärkten bundesweit. Doch das sogenannte „Regionalfenster“ von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner ist nur ein freiwilliges Siegel, Hersteller können also weiter mit irreführenden Herkunftsangaben ganz legal täuschen – und das Logo einfach nicht verwenden.

Das neue Kennzeichen für mehr Klarheit bei regionalen Lebensmitteln soll im kommenden Jahr bundesweit starten, wie das Bundesverbraucherministerium heute mitteilte. Das sogenannte „Regionalfenster“ soll Supermarkt-Kunden auf einen Blick zeigen, wo ein Produkt verarbeitet wurde, wo die Hauptzutaten herkommen und um welche Region es sich handelt.

Nach einem Test im vergangenen Frühjahr soll das Logo, das Anbieter freiwillig nutzen können, zur Agrarmesse „Grüne Woche“ Anfang 2014 in ganz Deutschland eingeführt werden. Erste Lizenznehmer sind laut Verbraucherministerium die Handelsketten Edeka, Rewe und Tegut.

Regionalität als großer Trend

Dass Produkte aus ihrer Heimatregion kommen, ist immer mehr Kunden wichtig. Laut einer Befragung für das „Regionalfenster“-Projekt bevorzugen drei Viertel der Verbraucher regionale Lebensmittel. Rund 70 Prozent sind demnach bereit, dafür einen höheren Preis zu zahlen.

Verbrauchertäuschung geht weiter

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) erklärte zur bundesweiten Einführung des „Regionalfensters“: „Wer als Kunde bereit ist, mehr zu zahlen, muss sich darauf verlassen können, auch mehr zu bekommen.“

Genau das leistet das neue Siegel jedoch nicht. An der flächendeckenden  Täuschung mit falschen Regionalversprechen wird das „Regionalfenster“ nichts ändern. Denn das Siegel ist freiwillig. Wer irreführenderweise mit Herkunft wirbt, kann also weitermachen wie bisher. „Sachsen Milch“-Produkte dürfen weiterhin aus Bayern, „Büsumer Feinkost Louisiana Flusskrebse“ aus China und das Fleisch für den „Schwarzwälder Schinken“ aus Neuseeland stammen – ganz legal. Mit ihrer freiwilligen Initiative deckt Frau Aigner letztlich die Herkunfts-Schummler.

foodwatch fordert klare Herkunfts-Kennzeichnung

Nur eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung kann den Regionalschwindel beenden. Zwar hat Ministerin Ilse Aigner jetzt angekündigt, sich auf EU-Ebene für eine Pflicht-Kennzeichnung einzusetzen. Doch unter ihrer Beteiligung sind weitgehende Vorschriften zur Herkunftskennzeichnung im EU-Ministerrat bisher gescheitert.

Die Forderung nach einer klaren Herkunftsangabe auf Lebensmitteln ist auch Teil des 15-Punkte-Plans, mit dem foodwatch konkrete Vorschläge gegen Etikettenschwindel und Verbrauchertäuschung aufzeigt.

(mit dpa)