Arla: Bio-Weidemilch (haltbar)

Arla bewirbt seine haltbare Bio-Weidemilch mit einem erfundenen Klima-Siegel, das 71 Prozent weniger CO2-Emissionen verspricht und führt damit Klimaschützer hinters Licht: Denn die Werbeaussage bezieht sich nicht etwa auf die klimaintensive Milchproduktion, sondern lediglich auf die Herstellung der Verpackung.

Bei einem Liter Bio-H-Milch macht der Getränkekarton im Schnitt gerade einmal 2,5 Prozent der Treibhausgase aus. Die verbleibenden 97,5 Prozent der Emissionen werden vor allem bei der Produktion der Milch ausgestoßen. Wenn es um die Klimabilanz der Milchproduktion geht, sticht Arla nicht nennenswert hervor – auch wenn sich die Firma auf ihrer Internetseite als besonders vorbildlich präsentiert. Der Hersteller hat in den letzten 28 Jahren 23 Prozent CO2 pro Kilo Milch eingespart, also 0,82 Prozent jährlich. Im Vergleich dazu sanken die Treibhausgas-Emissionen in der deutschen Milchproduktion laut ifeu-Institut um 0,77 Prozent jährlich - in 24 Jahren um 18,5 Prozent.

Durch unsere Arbeit bei foodwatch kennen wir zahlreiche Werbelügen. Das erfundene Klima-Siegel von Arla nutzt schamlos das populäre Thema des Klimaschutzes aus und hat sämtlichen Falschaussagen noch einmal die Krone aufgesetzt.
Matthias von foodwatch hat die Milch für den Windbeutel nominiert.

71 Prozent weniger CO2 sind in Wahrheit nur 2 Prozent weniger

Den Hinweis „-71% CO2“ druckt Arla groß auf die Vorderseite der H-Milch-Packung – und erweckt so den Eindruck, dass sich die Angabe auf das Gesamtprodukt bezieht. Erst auf der Seite der Verpackung klärt Arla auf, dass die beworbenen 71 Prozent CO2-Einsparung nur die Verpackung meinen, nicht den Inhalt. Bezogen auf eine durchschnittliche Bio-H-Milch werden also weniger als 2 Prozent der Treibhausgase eingespart.

Arla missachtet EU-Vorgaben zur Irreführung

Gemäß EU-Basisverordnung für Lebensmittelrecht dürfen die „Werbung und Aufmachung von Lebensmitteln (…) die Verbraucher nicht irreführen.“ Auch die EU-Lebensmittelinformations-Verordnung besagt, dass Informationen über Lebensmittel „nicht irreführend“ sein dürfen, beispielsweise in Bezug auf die „Eigenschaften“. Trotz des Irreführungsverbots wird diese Werbung von Arla bislang nicht durch die Lebensmittelüberwachungsbehörden beanstandet.

So reagiert Arla

Arla hat am 17. August mit einer E-Mail auf die Nominierung der Weidemilch für den Goldenen Windbeutel reagiert. Der Hersteller erklärt: „Die Aussage „-71 % CO2*“ auf der Verpackungsvorderseite der „Arla Bio Weidemilch haltbar“ bezieht sich ausschließlich auf die Verpackung und nicht auf die Milchproduktion, was mit einem Sternchenhinweis versehen auf der rechten Verpackungsseite ausführlich und gut leserlich (…) erläutert wird.“ Aus foodwatch-Sicht ist diese Rechtfertigung nicht überzeugend. Denn beim Einkaufen im Supermarkt beschäftigen sich Verbraucherinnen und Verbraucher durchschnittlich gerade einmal 1,6 Sekunden mit einem Produkt. Da bleibt keine Zeit, im Kleingedruckten der Verpackung nach Fußnoten zu suchen. Es reicht nicht, wenn die Täuschung zu Hause mit mehr Zeit auffällt – denn dann ist die Werbelüge schon eingekauft.

Weitere Informationen