Der Coca-Cola-Report von foodwatch

Cover Coca-Cola-Report von foodwatch

Mit millionenschweren Marketingkampagnen nimmt Coca-Cola Kinder und Jugendliche als Zielgruppe ins Visier. Gleichzeitig versucht der Konzern durch gezielte Lobbyarbeit und gekaufte Wissenschaftler wirksame Regulierungen wie Werbeverbote oder Sondersteuern zu verhindern – Methoden, wie wir sie von der Tabakindustrie kennen. Das zeigt der „Coca-Cola-Report“ von foodwatch.

Ein starker Konsum zuckerhaltiger Getränke fördert nachweislich die Entstehung zahlreicher Krankheiten, dazu gehören Fettleibigkeit (Adipositas), Typ-2-Diabetes und Karies. Auch Erkrankungen wie Gicht, die nicht-alkoholische Fettleber und Herzkrankheiten werden mit dem Konsum von gesüßten Getränken in Zusammenhang gebracht. 

Eine Dose am Tag erhöht Risiko für Fettleibigeit und Diabetes

Anders als beispielsweise Süßwaren, bei denen „eine Handvoll“ als unproblematisch gilt, sind Zuckergetränke schon in vergleichsweise geringen Mengen gesundheitsgefährdend: Eine Dose am Tag erhöht das Risiko für Übergewicht, Fettleibigkeit oder Typ-2-Diabetes. Zuckergetränke liefern nur „leere Kalorien“ ohne wichtige Nährstoffe und ohne eine entsprechende Sättigung zu verursachen, was zu einer überhöhten Kalorienaufnahme führt. Kinder und Jugendliche in Deutschland – vor allem Jungen – trinken deutlich mehr Zuckergetränke als empfohlen.

Keine Werbung an Kinder? 

Coca-Cola erweckt durch eine Selbstverpflichtung den Eindruck, keine Werbung an Kinder unter zwölf Jahren zu richten. Doch die Praxis sieht ganz anders aus, wie der neue foodwatch-Report zeigt. Ob mit Fußballstars in der Werbung und Aktionen wie dem Coca-Cola-Adventskalender oder der Weihnachtstruck-Tour: Coca-Cola spricht gezielt Kinder und Jugendlich an.

„Wenn das Horn tutet und der leuchtende Coca-Cola Weihnachtstruck um die Ecke biegt, geht der Traum vieler Kinder in Erfüllung.“

Coca-Cola Deutschland

Youtube-Stars werben für Coke

Der Konzern hat zudem gleich eine ganze Reihe von vor allem bei jungen Menschen beliebten Youtube-Stars für seine Marketing-Aktionen eingespannt: Neun der 20 meistabonnierten „Youtuber“ in Deutschland traten bereits in dem Konzern-eigenen Youtube-Kanal „CokeTV“ auf. Sie präsentieren beispielsweise als Moderatoren lustige Videospots, in Stil und Machart geschickt an die erfolgreichsten Jugendkanäle angelehnt – die Marke Coca-Cola wird darin immer gut in Szene gesetzt. Das meist geklickte Video auf dem deutschen Coca-Cola-Kanal wurde mehr als 2,3 Millionen Mal angeschaut.

foodwatch fordert Coca-Cola auf, sein an Kinder und Jugendliche gerichtetes Marketing zu stoppen und nicht länger beliebte Youtube- und Instagram-Stars („Influencer“) für Werbezwecke einzuspannen.

Fotostrecke

Fotostrecke 04.04.2018
Natürlich weiß wohl jedes Kind, dass Cola und Limo nicht gesund sind. Aber es geht nicht um ein bisschen zu viel Zucker – schon eine Dose am Tag fördert ernsthafte Krankheiten wie Diabetes.
Oliver Huizinga Leiter Recherche und Kampagnen, Autor des „Coca-Cola-Report“

Coca-Cola finanzierte Zucker-Forschung

Coca-Cola engagiert sich auch auf politischer Ebene, um Zweifel an der gesundheitsschädlichen Wirkung von Zuckergetränken zu säen und eine effektive Regulierung der Produkte zu verhindern. Ein Beispiel: Coca-Cola finanzierte mit 1,5 Millionen US-Dollar eine vermeintlich unabhängige Forschungseinrichtung. Diese vertrat – ganz im Sinne von Coca-Cola – öffentlich die Position, nicht ungesunde Ernährung, sondern Bewegungsmangel sei das zentrale Problem für Übergewicht.

Unterschiedliche Studienergebnisse je nach Auftraggeber

Zahlreiche Studien haben in der Vergangenheit untersucht, ob Zuckergetränke und Übergewicht zusammenhängen. Dabei finden 80 Prozent der von der Lebensmittelindustrie finanzierten Studien heraus, es gebe keinen Zusammenhang zwischen Übergewicht und dem Konsum von Zuckergetränken – während 80 Prozent der unabhängig finanzierten Studien zu dem gegenteiligen Ergebnis kommen. Interne E-Mails von Coca-Cola zeigen, dass der Konzern vor allem eine politische Maßnahme besonders fürchtet: Sonderabgaben oder -steuern auf zuckergesüßte Getränke. In einem Strategiepapier des Konzerns  wird der Bekämpfung dieser Maßnahme die höchste Priorität eingeräumt. Der klare Auftrag: „Zurückschlagen“ (im englischen Original: „fight back“).

Herstellerabgabe für Zuckergetränke einführen!

foodwatch fordert die Politik auf, den Konflikt mit Weltkonzernen wie Coca-Cola und der einflussreichen Lobby nicht länger zu scheuen und endlich konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um der Epidemie ernährungsbedingter Krankheiten etwas entgegenzusetzen. So muss die Bundesregierung die Hersteller von stark überzuckerten Getränken verpflichten, eine Abgabe zu zahlen. Zahlreiche Länder wie Großbritannien, Frankreich, Irland, Belgien oder Mexiko haben eine solche Sondersteuer oder -abgabe beschlossen. In Großbritannien führte dies dazu, dass führende Hersteller schon vor Inkrafttreten den Zuckergehalt ihrer Produkte senkten.