Pressemitteilung 03.09.2021

WHO-Krebsforschungsagentur fordert EU-weite Einführung des Nutri-Score

foodwatch: Widerstand der Industrielobby gegen verpflichtende Ampel ist gesundheitsgefährdend 


Die Internationale Agentur für Krebsforschung hat die EU-Kommission aufgefordert, den Nutri-Score verbindlich in Europa einzuführen. Die Lebensmittelampel helfe den Verbraucher:innen dabei, ihr Risiko für nichtübertragbare Krankheiten wie Krebs zu senken. Die Verbraucherorganisation foodwatch begrüßte die Initiative und forderte die Lebensmittel-Lobby auf, ihren Widerstand gegen die Ampel aufzugeben. Verbände der Agrar- und Ernährungsindustrie wie Copa-Cogeca und FoodDrinkEurope versuchten in Brüssel, die verpflichtende Einführung des Nutri-Score zu verhindern, kritisierte foodwatch. 

„Der Kampf der Lobbyverbände gegen den Nutri-Score ist ein skrupelloses Spiel mit der Gesundheit von Millionen Verbaucher:innen. Die Europäische Kommission darf sich davon nicht beeindrucken lassen. Sie muss den Gesundheitsschutz der Menschen über die Gewinninteressen der Unternehmen stellen. Der Nutri-Score muss schnellstmöglich verpflichtend in ganz Europa eingeführt werden“, sagte Sarah Häuser von foodwatch.

In einem neuen Report bezeichnete die zur Weltgesundheitsorganisation gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung die Lebensmittelampel als wirkungsvolles Instrument, um die Menschen zu gesünderen Kaufentscheidungen zu bewegen. Ein erhöhter Konsum von Nahrungsmitteln mit guten Nutri-Score-Bewertungen senke das Sterbe- und Krebsrisiko. Unternehmen hätten zudem ein Anreiz, die Qualität ihrer Produkte zu verbessern. Der Nutri-Score sei anderen Nährwertkennzeichnungen deutlich überlegen, so die Wissenschaftler:innen.

Deutschland hat den Nutri-Score im Herbst vergangenen Jahres eingeführt, auch die Regierungen von Frankreich, Belgien, Spanien, Luxemburg und den Niederlanden haben sich für die Nährwertampel entschieden. Weil eine gesetzliche Verpflichtung allein auf nationaler Ebene nach europäischem Recht nicht möglich ist, bleibt die Kennzeichnung jedoch rein freiwillig. Die EU-Kommission will bis Ende 2022 ein verpflichtendes Nährwertkennzeichnungsmodell vorschlagen. 

Der ursprünglich von französischen Wissenschaftler:innen entwickelte Nutri-Score bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe und bestimmte Proteine in die Bewertung ein. Er gibt einen einzigen Wert für das jeweilige Lebensmittel an – auf einer fünfstufigen Skala von „A“ auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes „C“ bis zum roten „E“ für die ungünstigste. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass der Nutri-Score die verständlichste Form der Nährwertkennzeichnung ist und Verbraucherinnen und Verbrauchern zu gesünderen Produkten greifen lässt.