Von plumper Irreführung zu gewiefter Manipulation
- Ferrero Milchschnitte
Es gibt Neuigkeiten von Ferrero, dem Gewinner des „Goldenen Windbeutels“ für die dreisteste Werbelüge 2011: Der Süßwarenriese reagiert auf den anhaltenden Verbraucherprotest und überarbeitet seine Produktwerbung für „Milch-Schnitte“ und „Kinderschokolade“. Ein Erfolg? Jein. Denn: Von der plumpen Irreführung, unausgewogene Snacks als „leicht“ zu bezeichnen, geht Ferrero nun zur gewieften Manipulation elterlicher Gefühle über.
Ferrero verzichtet für seine „Kinderschokolade“ neuerdings auf die Auslobung der „Extra-Portion-Milch“. Das war überfällig. Jetzt setzt die Werbemaschine auf Kindheitserinnerungen von Eltern und macht aus ihren Süßwaren einen unverzichtbaren Beitrag zur „schönsten Zeit unseres Lebens“ – so der neue Webeslogan zu dem Produkt. Ähnliches bei der Milch-Schnitte: Die mutiert im aktuellen TV-Spot von der vormals gelogenen „leichten“ Zwischenmahlzeit zu einer total coolen, gemeinsamen Aktivität von Vater und Sohn. Womit Ferrero seine Kampfzone mal eben ausweitet und sich in die Intimität der Familienszene hineindrängelt. Noch unverfrorener als in der Fernsehwerbung drängt sich Ferrero im richtigen Leben zwischen Eltern und Kinder. Während der TV-Spot den Eltern einredet, „Kinderschokolade“ und „Milch-Schnitte“ seien unabdingbare Bestandteile einer glücklichen Kindheit und eines harmonischen Familienlebens, bedroht Ferrero an praktisch jeder Supermarktkasse den Familienfrieden: Mit Batterien von Süßigkeiten in der „Quengelzone“, auf Augenhöhe der Kleinen.
Ferreros „Kinder“-Produkte sind in Wahrheit kein Beitrag zum Familienglück, sondern vielmehr Ursache ungezählter kindlicher Tobsuchtsanfälle in den Kassenschlangen. Diese gezielt provozierte Disharmonie haben verantwortungsbewusste Eltern offenbar in Kauf zu nehmen. Sie werden gezwungen, ständig „Nein“ sagen zu müssen, weil Konzerne wie Ferrero ihre Produkte Kindern aggressiv aufdrängen. Hat der Süßwarenriese also dazugelernt, weil er die Lügen von der „Extra-Portion-Milch“ oder der „leichten“ Zwischenmahlzeit nicht mehr verbreitet? Ja und Nein. Denn der plumpen Lüge folgt nun der vergiftete Beitrag zum angeblichen Familienglück. Höchste Zeit, dass genervte Eltern ihrem Unmut Luft machen und die Lebensmittelindustrie in ihre Schranken verweisen: Macht ordentliche Produkte und hört auf, euch mit euren Marketingstrategien zwischen uns und unsere Kinder zu drängen!
15-Punkte gegen legale Verbrauchertäuschung
foodwatch setzt sich dafür ein, dass unausgewogene Produkte wie die Milch-Schnitte oder Kinderschokolade nicht mehr an oder für Kinder vermarktet werden dürfen. Einschließlich Sponsoring von Sportabzeichen und Marketing mit Fußball-Sammelbildchen. Einschließlich Familienwerbung für Milch-Schnitte und Kinderschokolade. Diese Forderung ist Teil unseres 15-Punkte-Plans gegen legale Verbrauchertäuschung, der die meisten Fälle von Etikettenschwindel und Irreführung im Vorfeld verhindern würde. Nun ist Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner am Zug, diesen umzusetzen. Setzen Sie die Ministerin unter Druck, indem Sie untere Mitmach-Aktion unterzeichnen: