Nachricht 12.11.2012

Hipp ersetzt Zuckergranulat-Tee durch Teebeutel

Bei Hipp kehrt der Tee zurück in den Beutel: Der Babynahrungshersteller nimmt seine kritisierten Zuckergranulat-Tees für Kleinkinder vom Markt und ersetzt sie durch einfache, nahezu zuckerfreie Teebeutel in Apfel- und Herzform. Hipp reagiert damit auf die Wahl des Produktes zum Goldenen Windbeutel 2012.

Im Sommer hatten zehntausende Verbraucher bei der Online-Abstimmung über die dreisteste Werbelüge des Jahres ihre Stimme für Hipp abgegeben und dem Unternehmen damit den „Goldenen Windbeutel“ verliehen. Nun reagiert Hipp auf die öffentliche Kritik und die vielen tausend Beschwerden von Verbrauchern. Die gute Nachricht ist: Die für Kleinkinder völlig ungeeigneten Zuckertees verschwinden vom Markt, das Nachfolgeprodukt darf wieder einfach Tee sein – fast zuckerfrei und über alle Zweifel erhaben. Die schlechte Nachricht lautet: Ohne Regulierung oder öffentlichen Druck ändert sich nichts.

Hipp bezeichnet Kritik als „üble Nachrede“

Unternehmenschef Claus Hipp hatte die Produktänderung im Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“ angekündigt. Die Zuckergranulat-Tees nimmt Hipp aber nicht deshalb vom Markt, weil sie nicht kindgerecht sind. Sondern weil „üble Nachrede“ stärker sei als der „Werbeaufwand“, so Hipp. Schließlich hätten die Tees nicht mehr Zucker enthalten als andere Getränke. Hipp vergleicht also noch immer Tee nicht mit Tee, sondern mit Saftschorle und Fanta. Und findet weiterhin, der Goldene Windbeutel habe sein Unternehmen „zu Unrecht getroffen“.

Zehntausende Verbraucher fanden: Hipp lügt am dreistesten

Bei der Internetwahl zum Goldenen Windbeutel hatten rund 44.000 Verbraucher Hipps Zuckertees mit großem Vorsprung zur dreistesten Werbelüge des Jahres 2012 gewählt. Nach allen gängigen Ernährungsempfehlungen sollten Kleinkinder Tee nur ungesüßt trinken. Hipps Produkte enthielten umgerechnet zweieinhalb Stück Würfelzucker pro 200-Milliliter-Tasse, wurden aber dennoch ab dem 12. Monat empfohlen, zunächst als ausdrücklich als „Durstlöscher“ – dies stand im klaren Gegensatz zum Anspruch Hipps, kindgerechte und gesunde Produkte für Kinder anzubieten. Nach der foodwatch-Kritik änderte Hipp Schritt für Schritt Werbung und Etiketten der Tees und kündigte schließlich an, sie nicht länger herzustellen. Von November an sollen die Nachfolgeprodukte im Handel sein: Einfache Teebeutel in Form von Äpfeln oder Herzen – ohne zugesetzten Zucker, allein mit Süße aus den getrockneten Früchten (weniger als 0,5 Gramm pro 200-Milliliter-Tasse).

foodwatch fordert: Gesetzgeber muss handeln

foodwatch fordert eine gesetzliche Regulierung des Marktes für Kinderlebensmittel: Nur noch Produkte, die wirklich für Kinder geeignet sind, sollen direkt an Kinder vermarktet werden dürfen. Außerdem hat foodwatch einen 15-Punkte-Plan vorgelegt, um die häufigsten Fälle von Verbrauchertäuschung zu verhindern. Denn die Verbraucher haben mit den Zuckergranulat-Tees von Hipp zwar eine der schamlosesten Schwindeleien der vergangenen Jahre vom Markt gefegt. Aber sie können dies nicht bei jeder Mogelpackung erreichen, davon gibt es einfach zu viele.