Nachricht 25.10.2013

Monsanto ausgezeichnet, Verbraucher für dumm verkauft

In der vergangenen Woche ist der Vizepräsident des Gentechnik-Konzerns Monsanto mit dem Welternährungspreis (World Food Prize) ausgezeichnet worden, einer Art Nobelpreis für die Landwirtschaft. Dabei sind die Auswirkungen der Agrar-Gentechnik auf die Umwelt und ihr Beitrag zur Welternährung mehr als umstritten. Während Monsanto geadelt wird, werden die Verbraucher weiter dumm gehalten: Nach wie vor erfahren sie beim Einkauf nicht, hinter welchen Produkten Agrargentechnik von Monsanto und anderen steckt. foodwatch hat daher eine E-Mail-Aktion an die Europäische Kommission gestartet. Die Forderung: Der Einsatz von Agrar-Gentechnik muss endlich verpflichtend gekennzeichnet werden!

Der Nutzen der Agrar-Gentechnik im Kampf gegen den Welthunger ist höchst umstritten. Monsanto steht insbesondere wegen seiner Geschäftstätigkeiten mit Bauern und gentechnisch verändertem Saatgut häufig in der Kritik. Nutzen und Risiken der Gentechnologie sind jedoch nicht abschließend geklärt. Auch über die Folgen der Gentechnik für Mensch und Umwelt ist nach wie vor wenig bekannt. Langzeitstudien hierzu fehlen fast vollständig. Kritiker befürchten jedoch Schäden für die menschliche Gesundheit, unkalkulierbare Folgen für die Natur sowie die Verlagerung der Eigentumsrechte beim Saatgut in die Hände weniger Konzerne.

EU-Kennzeichungsregelungen nicht ausreichend

Aus diesen und anderen Gründen lehnt in Europa eine klare Mehrheit der Verbraucher Agrar-Gentechnik ab. Beim Einkauf haben sie jedoch oft keine Möglichkeit zu erkennen, ob ein Produkt mit Hilfe von Gentechnik hergestellt wurde oder nicht – die Gesetze zur Kennzeichnung sind lückenhaft.

Zwar müssen Lebensmittel, die genveränderte pflanzliche Zutaten erhalten, in der EU seit dem Jahr 2004 gekennzeichnet werden. Weil solche Produkte von den Menschen abgelehnt werden, gibt es auch praktisch kein Angebot genveränderter Lebensmittel in den Supermärkten. Allerdings landen etwa 80 Prozent aller gentechnisch veränderten Pflanzen als Futtermittel in den Mägen von landwirtschaftlichen Nutztieren. Und für tierische Produkte wie Fleisch, Milch oder Eier, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Futtermittel hergestellt wurden, gibt es bislang keine Kennzeichnungspflicht. Das bedeutet: Wenn eine Kuh mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurde, kann der Verbraucher dies auf der Milchverpackung im Supermarkt nicht erkennen. Ohne Kennzeichnung des Endprodukts wird der Verbraucher so in vielen Fällen unwissentlich zu einem Förderer des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen.

foodwatch fordert verpflichtende Kennzeichnung

foodwatch fordert deshalb: Wer Agrar-Gentechnik ablehnt, muss dies auch können. Wir wenden uns daher mit einer E-Mail-Aktion an die EU-Kommissare für Verbraucherpolitik, Umwelt, Landwirtschaft und Gesundheit – und fordern sie auf: Auch alle tierischen Lebensmittel, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Futterpflanzen erzeugt wurden, müssen zukünftig gekennzeichnet werden!

Volksentscheid in den USA über Kennzeichnung

Auch in den USA wird die Forderung nach einer echten Wahlfreiheit lauter. Dort müssen Hersteller auf Produktverpackungen bisher noch nicht einmal angeben, ob genveränderte pflanzliche Lebensmittel in einem Produkt enthalten sind. Im Bundesstaat Washington findet hierzu in wenigen Wochen ein Volksentscheid statt. Die Bürger werden dann darüber abstimmen, ob sie eine gesetzliche Kennzeichnung einführen möchten.

Die Kampagne „Label GMOs“ hat regen Zulauf. Und die Gentechnik- und Lebensmittelindustrie zeigt einmal mehr, wie viel ihnen die Intransparenz wert ist. Vor allem der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA sowie mehrere Agar- und Lebensmittelkonzerne wollen eine solche Pflichtkennzeichnung verhindern. Bereits über 17 Millionen US-Dollar haben Konzerne wie Monsanto oder Nestlé nach Angaben der Washington State Public Disclosure Commission in eine mediale Gegen-Kampagne allein im Bundesstaat Washington investiert. Monsanto stellte hierfür bereits fast fünf Millionen US-Dollar zu Verfügung. Auch deutsche Konzerne wie Bayer und BASF steuerten hohe Beträge bei.

In Kalifornien hatten sie damit Erfolg: Die Bürgerkampagne „Right to know“ (etwa: „Wir haben das Recht, es zu wissen“) für eine Gentechnik-Kennzeichnung scheiterte mit ihrem Volksentscheid äußerst knapp. Die Industrielobbyisten hatten zuvor Schreckenszahlen verbreitet, wie viele hundert Dollar mehr eine amerikanische Familie für Lebensmittel ausgeben müsste, wenn es zu einer Pflichtkennzeichnung käme.