Nachricht 13.01.2016

Landwirte befürworten bessere Gentechnik-Kennzeichnung

Bei einer Umfrage des Forsa-Instituts von Anfang Januar sprachen sich 75 Prozent der befragten Landwirte für eine bessere Gentechnik-Kennzeichnung bei tierischen Lebensmitteln aus. Bisher schreibt die EU nur vor, dass Lebensmittel, die Zutaten aus gentechnisch veränderten Pflanzen enthalten, gekennzeichnet werden müssen. Eine Ausnahme bilden jedoch Tierprodukte wie Fleisch, Eier, Milch und Käse. Ob die Tiere gentechnisch verändertes Futter bekommen haben, muss nicht angegeben werden. 

Eine große Mehrheit der Menschen lehnt den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft ab. Doch bisher erfahren Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihrem Einkauf nicht, ob Tierprodukte von Tieren stammen, die mit gentechnisch veränderten Futterpflanzen gefüttert wurden. Die Landwirte selbst wissen zwar, ob sie gentechnisch veränderte Futtermittel einsetzen, denn das Futter selbst muss gekennzeichnet werden. Doch diese Information kommt bisher nicht bei den Verbrauchern an – es sei denn, Landwirte kennzeichnen freiwillig als „gentechnikfrei“.  Bei einer aktuelle Telefon-Umfrage unter 302 Landwirten, beauftragt vom Bündnis „Wir haben es satt!“ und Germanwatch, haben sich nun drei Viertel der Befragten für eine verpflichtende Kennzeichnung zur Verwendung gentechnisch veränderte Futtermittel ausgesprochen.

Verbraucher fordern Pflicht-Kennzeichnung

Auch die Verbraucher wollen eine bessere Kennzeichnung: Über die foodwatch-E-Mail-Aktion „Schluss mit Gentechnik wider Willen“ forderten bereits mehr als 66.000 eine verpflichtende Kennzeichnung auf tierischen Produkten, wenn gentechnisch veränderte Futtermittel eingesetzt wurden. Sie protestieren dagegen, dass Käuferinnen und Käufer solcher Produkte Agro-Gentechnik ansonsten womöglich unwissentlich unterstützen.

Gentechnik in Hamburgern von McDonald‘s

Auch bei der Fast-Food-Kette McDonald’s werden Kundinnen und Kunden zu Zwangsunterstützern von Agrar-Gentechnik. Denn die Rinder, die das Fleisch für die Hamburger liefern, werden mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln gefüttert. Über 150.000 Verbraucherinnen und Verbraucher forderten McDonald’s über eine Unterschriftensammlung von foodwatch auf, Hamburger ohne Gentechnik anzubieten und damit ein Beispiel für mehr Transparenz zu setzen.

Leere Versprechungen der großen Koalition

In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich Union und SPD ursprünglich auf eine bessere, verpflichtende Kennzeichnung von Agrargentechnik auch bei Tierprodukten verständigt – mittlerweile hat sich die Koalition davon aber anscheinend verabschiedet. Initiativen, hier auf europäischer Ebene tatsächlich eine Änderung der Kennzeichnungsregeln anzustoßen, gibt es nicht. Statt Wahlfreiheit herrscht also weiterhin Zwang zur indirekten, unwissentlichen Unterstützung von Gentechnik in der Landwirtschaft.