Nachricht 29.05.2020

Nach foodwatch-Kritik: Rossmann ruft Babymilch zurück

Die Drogeriekette Rossmann hat den Verkauf einer Charge seiner Säuglingsmilch „Babydream Kinderdrink“ gestoppt. Ein staatliches Labor fand darin aromatische Mineralöle (MOAH). foodwatch hatte die Laborergebnisse öffentlich gemacht. Jetzt müssen auch Nestlé, Humana und Novalac ihre belasteten Produkte zurückrufen.

Rossmann-Kunden könnten bereits gekaufte Produkte der Charge 1466876 des Produktes Babydream („Kinderdrink ab 1 Jahr“) mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 08.2020 in den Filialen „ganz einfach zurückgeben“, schrieb das Unternehmen am Freitag in einer Nachricht an foodwatch. Rossmann reagierte damit auf eine Veröffentlichung amtlicher Laborbefunde durch foodwatch von gestern

In der staatlichen Laboruntersuchung des Chemischen Veterinär und Untersuchungsamt (CVUA) Münster in der Charge aromatische Mineralöle (MOAH) gefunden worden. MOAH werden von der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA als potenziell krebserregend und erbgutverändernd eingestuft und gelten in Lebensmitteln auch in Spuren als unerwünscht.

Auch Nestlé, Novalac und Humana müssen Produkte zurückrufen!

In der staatlichen Untersuchung waren auch in Babymilchen von Nestlé, Humana und Novalac MOAH nachgewiesen worden. foodwatch forderte die Hersteller auf, die betroffenen Produkte unverzüglich zurückzurufen. Andernfalls müssen die Behörden einen Rückruf anordnen. 

foodwatch kritisierte außerdem, dass Rossmann die amtlichen Testergebnisse bereits seit längerer Zeit vorgelegen haben, das Unternehmen aber wochenlang auf eine Warnung seiner Kunden verzichtete.

Ernährungsministerin Julia Klöckner muss endlich sichere Grenzwerte für Mineralölverunreinigungen durchsetzen, wobei aromatische Mineralöle in den Produkten gar nicht nachweisbar sein dürfen.
Martin Rücker foodwatch-Geschäftsführer

Neben Babydream waren folgende Babymilch-Produkte den Laboruntersuchungen zufolge mit MOAH belastet:

  • Nestlé-Produkte („BEBA Pro HA 2“, „BEBA Supreme Pre, von Geburt an“„BEBA Optipro 2“„BEBA Optipro 1“„BEBA Pro HA 1, von Geburt an“ und „BEBA Pro HA Pre“
  • Novalac-Produkte („Säuglingsmilchnahrung PRE 400g“ und „BK, Blähungen und Koliken“
  • Humana-Produkte („SL Spezialnahrung bei Kuhmilchunverträglichkeit“ und „Anfangsmilch 1 von Geburt an“

Unternehmen und Bundesregierung sind in der Verantwortung, dass nur noch Babymilchen in den Handel kommen, die garantiert frei von gefährlichen Mineralölbelastungen sind. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner hatte im vergangenen Jahr in Reaktion auf einen foodwatch-Test in einer Pressemitteilung erklärt: „Wenn sich herausstellt, dass Baby- oder Säuglingsmilch der Gesundheit unserer Kleinsten schaden könnte, darf sie nicht im Supermarkt landen.“ Bisher haben sich die Worte der Ministerin aber als leere Versprechungen erwiesen. Frau Klöckner schützt die Geschäftsinteressen von Nestlé & Co., aber nicht die Gesundheit von Babys!

Viele Unternehmen testen unzureichend

In seiner Nachricht an foodwatch betonte Rossmann, dass der Verkaufsstopp "vorsorglich" erfolge. Dem Unternehmen vorliegende Eigenuntersuchungen seien "unauffällig" gewesen, weshalb Rossmann auch die zurückgezogene Charge als "unbedenklich" bezeichnete. foodwatch kritisierte dies als verharmlosend. Das CVUA Münster hat seine Tests auf dem höchsten Stand der Labortechnik durchgeführt und dabei MOAH nachgewiesen. foodwatch ist bekannt, dass viele Unternehmen bei Eigenuntersuchungen bisher nicht nach dem anerkannten Laborstandard des "Joint Research Centre (JRC)" der EU verfahren sind, weshalb ihre Kontrollen auch zu falsch negativen Ergebnissen führen können.

Rossmann muss seine Testergebnisse samt der angewandten Verfahren öffentlich machen und für alle weiter gehandelten Babymilch-Chargen auf Basis des JRC-Standards nachweisen, dass keine Belastung mit MOAH vorliegt!