Newsletter 11.12.2015

Eil-Aktion: Behörde verschweigt Belastung in Adventskalendern!

Hallo und guten Tag,

wozu haben wir Gesundheitsbehörden? Genau: Damit sie uns vor Gesundheitsgefahren schützen. Wozu machen die Behörden Laboranalysen? Um herauszufinden, ob mit Lebensmitteln alles in Ordnung ist oder ob von ihnen ein Gesundheitsrisiko ausgeht. Und was sollten sie tun, wenn sie bei ihren Messungen auf bedenkliche Substanzen stoßen? Genau: Sie sollten die betroffenen Produkte aus dem Verkehr ziehen und uns Verbraucherinnen und Verbraucher informieren. 
Bei den ersten beiden Punkten hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ganz vorbildlich gehandelt. Es hat ein gesundheitsrelevantes Thema erkannt: Die mögliche Belastung der Schokolade in Adventskalendern mit potenziell krebserregenden und erbgutverändernden Mineralölen. Es hat 11 Produkte analysiert - und in 5 davon besonders kritische Rückstände gefunden. Doch dann passierte: nichts. Einfach: nichts! Weder wurde die Öffentlichkeit über die belasteten Produkte informiert, noch wurde der Verkauf gestoppt! 
Wir gehen davon aus, dass die belastete Schokolade nicht nur in Bayern, sondern über die Grenzen des Freistaates hinaus während der Adventszeit Tag für Tag von zahlreichen Kindern verzehrt wird. Wir haben sowohl das LGL als auch das übergeordnete bayerische Verbraucherschutzministerium angefragt, die Namen der belasteten Produkte zu nennen. Ergebnis: Keine Antwort! Wir starten daher heute eine Eil-Aktion an die verantwortliche bayerische Verbraucherministerin Ulrike Scharf. Wir fordern: Nennen Sie die belasteten Produkte endlich beim Namen und verhindern Sie so, dass Kinder weiter mineralölbelastete Schokolade verzehren! Unterzeichnen Sie jetzt:

www.adventskalender.foodwatch.de

Als der heutige bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer noch Bundesverbraucherschutzminister war, hat er - jedenfalls mit Worten - oft genug die Parole ausgegeben: Schwarze Schafe müssen beim Namen genannt werden. Ausgerechnet in dem von ihm regierten Freistaat Bayern sorgt jetzt die Geheimhaltungspraxis der Gesundheitsbehörden dafür, dass nicht mehr, sondern weniger Gesundheitsschutz betrieben wird. Heute haben Journalisten beim LGL gefragt, warum die Behörde die Messdaten und Produktnamen nicht veröffentlicht oder an uns herausgegeben hat. Antwort: foodwatch soll doch einen Antrag nach dem Verbraucherinformationsgesetz (VIG) stellen. Es ist der blanke Hohn: Zwar hätten wir nach dem VIG den gesetzlich verankerten Anspruch auf Nennung der Namen. Aber: Solche Auskünfte werden mit einer Frist von zwei Monaten erteilt! Mit anderen Worten: Wir dürften frühestens irgendwann im Februar 2016 wissen, welche Adventskalender 2015 belastet waren - zu einem Zeitpunkt also, zu dem die Schokolade längst verzehrt ist! 

Es wird Zeit, dass die zuständige Ministerin hier endlich handelt und den Gesundheitsschutz über die Geheimhaltungsinteressen der Hersteller von belasteten Adventskalendern stellt. Unterzeichnen Sie jetzt unsere E-Mail-Aktion:

www.adventskalender.foodwatch.de

Über ihre Untersuchung hatte die bayerische Behörde am 1. Dezember auf ihrer Internetseite berichtet - ohne Messdaten und ohne die Namen der getesteten bzw. belasteten Produkte zu nennen. Dabei bezeichnet sie die nachgewiesenen aromatischen Mineralöle selbst als "besonders bedenklich, da hier potentiell krebserregende Substanzen enthalten sein können", und betont weiter: "Der Übergang auf Lebensmittel ist daher vor allem bei dieser Fraktion unerwünscht." Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA bezeichnet MOAH zudem als potenziell erbgutverändernd. Wegen dieser Risikobewertung gibt es für aromatische Mineralöle keine unbedenklichen Schwellenwerte - ein Risiko besteht, sobald die Substanzen in Lebensmitteln nachgewiesen wurden. Das LGL entschloss sich dennoch dazu, die Risiken zu verharmlosen. Mit Blick auf die angeblich "geringen Konzentrationen" der nachgewiesenen Rückstände (die genauen Werte wurden ja nicht genannt!) und die Belastung der Bürgerinnen und Bürger mit aromatischen Mineralölen aus anderen Quellen kommt die Behörde zu dem Schluss, dass der Verzehr von Adventskalenderschokolade "nach Auffassung des LGL jedoch keinen Anlass zur Besorgnis" gebe. Eine solche Bewertung ist mit Blick auf die wissenschaftlichen Risikobewertungen haltlos. 
Wir fordern die bayerische Staatsministerin Ulrike Scharf auf, diese Posse unverzüglich zu beenden. Eigentlich wäre es richtig gewesen, den Verkauf der belasteten Adventskalender zu stoppen. Dafür ist es zu spät. Aber es ist noch nicht ganz zu spät dafür, die Kundinnen und Kunden zu informieren, um wenigstens den weiteren Verzehr zu verhindern. Unterzeichnen Sie jetzt unsere E-Mail-Aktion, die Zeit drängt:

Jetzt mitmachen: Nennen Sie die belasteten Adventskalender!

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Ihr foodwatch-Team

P.S.: Wir recherchieren zu Gesundheitsproblemen und Täuschungen, brauchen oft auch anwaltlichen Beistand und müssen teilweise Prozesse führen, nur um Informationen zu bekommen, auf die Verbraucherinnen und Verbraucher eigentlich ein Recht haben. Damit wir das weiter tun können und hoffentlich irgendwann die rechtlichen Regelungen so sind, dass das gar nicht mehr nötig ist, brauchen wir Ihre Unterstützung! Schon ein kleiner regelmäßiger finanzieller Beitrag hilft uns sehr, und vor allem helfen Sie uns mit Ihrer Stimme dabei, unsere Forderungen kraftvoll an die Öffentlichkeit zu bringen. Bitte unterstützen Sie uns und werden Sie jetzt Förderer/Förderin:  

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