Frage des Monats 02.04.2020

Arsen im Reis – wie gefährlich ist das?

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Oliver Huizinga von foodwatch antwortet:

Laboranalysen von Reis und Reisprodukten wie Babywaffeln zeigen es immer wieder: Reis ist oft mit Arsen belastet, welches Krebs auslösen kann. Ganz auf Reis zu verzichten ist nicht notwendig. Wir sollten beim Verzehr aber einige Dinge beachten, vor allem, wenn es um die Ernährung von Kindern geht. Und die Lebensmittelhersteller müssen Maßnahmen ergreifen, dass die Arsengehalte in verarbeiteten Reisprodukten so gering wie irgend möglich sind.

Arsen gelangt übers Wasser in unsere Nahrung

Arsen ist ein chemisches Element, das von Natur aus in der Erdkruste vorhanden ist, jedoch auch über die Ausbringung von Phosphatdünger oder Klärschlamm in die Umwelt gelangt. Über das Grundwasser kann Arsen in unsere Nahrung und unser Trinkwasser gelangen. Reis, der auf unter Wasser stehenden Feldern angebaut wird, nimmt über die Wurzeln besonders viel Arsen auf. Der Arsengehalt im Reis schwankt somit je nach Arsengehalt in Wasser und Boden der Anbauregion und der Anbaumethode. Aber auch die Reissorte spielt eine Rolle.

Krebserregend: Anorganische Arsenverbindungen

Arsen kommt in unterschiedlichen Verbindungen vor: Organische Arsenverbindungen werden laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) „als gesundheitlich unproblematisch angesehen“. Anorganische Arsenverbindungen hingegen werden als krebserregend für den Menschen klassifiziert. Das BfR urteilt: „Das Vorkommen von anorganischem Arsen in Lebensmitteln ist daher in jeder Menge unerwünscht, lässt sich aber nicht vollständig vermeiden.”

Besser nicht: Vollkornreis

Arsen in Reis lässt sich laut BfR zwar nicht vollständig vermeiden. Es ist jedoch bekannt, dass sich Arsen hauptsächlich in den Randschichten des Reiskorns anreichert. Dadurch enthält geschälter Reis in der Regel weniger Arsen als ungeschälter Vollkornreis beziehungsweise Naturreis. Das bestätigen auch Analysen von Öko-Test und Stiftung Warentest. Öko-Test hat 2017 Basmati-, Vollkorn- und Langkornreis verschiedener Marken auf Arsen testen lassen . Der Basmatireis schnitt dabei „sehr gut“ bis „ausreichend“ ab, der Langkornreis „gut“ bis „ausreichend“. Am stärksten belastet war der Vollkornreis – er erreichte nur die Noten „befriedigend“ bis „ungenügend“. Obwohl im Vollkornreis mehr Vitamine und Mineralstoffe stecken, rät Öko-Test deshalb vom Verzehr von Vollkornreis ab – das Mehr an positiven Bestandteilen könne die krebserregenden Stoffe nicht aufwiegen. Auch beim Basmatireis-Test von Stiftung Warentest 2018 schnitt weißer Reis besser ab als Vollkornreis.  Kein Vollkornreis erreichte die Testnote „gut“, das Fazit von Stiftung Warentest lautet deshalb: „Hierzulande lässt sich der Vollkornhunger auch mit anderem Getreide stillen.“

Tipp: Reis gründlich waschen

Das BfR empfiehlt, Reis vor dem Garen gründlich zu waschen und mit viel Wasser zu kochen, also nicht die „Quellmethode“ zu verwenden. Dadurch löst sich ein Teil des Arsens und kann dann mit dem Kochwasser abgegossen werden.

Menschen, die aufgrund einer Glutenunverträglichkeit auf Reis angewiesen sind, rät das BfR, auch andere glutenfreie Getreidearten in den Speiseplan aufzunehmen. Hierzu gehören etwa Mais, Hirse, Buchweizen, Amaranth und Quinoa.

Vorsicht bei Reisprodukten für Babies

2017 hat foodwatch 18 Reisprodukte für Babies – Reiswaffeln und Reisflocken – im Labor auf Arsen untersuchen lassen. In allen untersuchten Proben wurde krebserregendes Arsen nachgewiesen. Einige Produkte waren jedoch deutlich stärker belastet als andere. Das zeigt: Die Hersteller haben es in der Hand, den Arsengehalt zu minimieren. 

Laut BfR sind die Arsen-Gehalte in Reiswaffeln und –flocken zum Teil wesentlich höher als in weißem Reis. Es empfiehlt Eltern deshalb, ihre Säuglinge und Kleinkinder nicht ausschließlich mit Reisprodukten zu ernähren.  Auch bei Zwischenmahlzeiten sollten sie Produkte wie Reiswaffeln mit reisfreien Zwischenmahlzeiten variieren. Einhelligen Empfehlungen zufolge sollten Säuglinge zudem keine Getränke auf Reisbasis bekommen, da die Nährstoffzusammensetzung nicht den Bedürfnissen von Säuglingen entspricht. 

Reis ist gesund – in Maßen

Reis ist ein Lebensmittel, das zahlreiche wichtige Nährstoffe wie Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe enthält. Reis sollte daher weiterhin Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein, so das BfR. Um nicht zu viel anorganisches Arsen aufzunehmen, sollten Reis und Reisprodukte jedoch nur in Maßen konsumiert werden – das gilt insbesondere für Babys. Da die Verbraucher nicht erkennen können, welche Reissorten oder Reisprodukte besonders stark belastet sind, sind die Hersteller in der Pflicht: Sie müssen die Arsenbelastung ihrer Produkte so gering wie möglich halten.