Frage des Monats 03.06.2021

Süßholz – mit Vorsicht zu genießen?

Luis Echeverri Urrea /AdobeStock

Ernährungsberaterin Alice Luttropp antwortet:

Süßholz ist in Gewürzteemischungen enthalten, auch Lakritz besteht aus der Wurzel der Süßholzpflanze. Kann es ohne Bedenken zum Süßen eingesetzt werden? Und wer sollte beim Genuss von Süßholz vorsichtig sein?

Heil- und Genussmittel

Die Wurzel der Süßholzpflanze schmeckt süß und aromatisch. Wird sie geraspelt und ausgekocht, entsteht Süßholzsaft, der als Aromageber, zur Herstellung von Lakritz und auch als Süßungsmittel, etwa in Tees, eingesetzt wird. Süßholz enthält eine Vielzahl von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, denen diverse gesundheitliche Wirkungen nachgesagt werden. Deshalb findet man die Wurzel auch in Arzneitees, wo sie traditionell zur Behandlung verschiedener Beschwerden, etwa bei Erkrankungen der oberen Atemwege oder Magenbeschwerden eingesetzt wird.

Nicht als Zuckerersatz geeignet

Die Süßholzwurzel hat in etwa den gleichen Kaloriengehalt wie Haushaltszucker, jedoch eine bis zu 50-fach stärkere Süßkraft. Aufgrund ihrer gesundheitlichen Wirkungen eignet sie sich dennoch nicht als Zuckerersatz, denn der regelmäßige Verzehr größerer Mengen kann unter anderem zu Wassereinlagerungen, Muskelschwäche und Bluthochdruck führen.  Wirksame Hauptkomponente der Wurzel ist Glycyrrhizin, dessen Abbauprodukt Einfluss auf den menschlichen Wasser- und Mineralstoffhaushalt hat. Süßwaren und Getränke, die es in geringeren Konzentrationen enthalten, müssen mit „enthält Süßholz“ gekennzeichnet sein. Lebensmittel, in denen der Stoff in höhere Mengen steckt, müssen den Hinweis „enthält Süßholz – bei hohem Blutdruck sollte ein übermäßiger Verzehr dieses Erzeugnisses vermieden werden“ tragen.

Wer sollte vorsichtig sein bei Lebensmitteln mit Süßholz?

Schwangere sollten besser auf den Verzehr von lakritzhaltigen Lebensmitteln verzichten. Der Berufsverband der Frauenärzte warnt davor, dass Bestandteile der Süßholzwurzel einen ungünstigen Einfluss auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes haben könnten.  Eine finnische Studie legt nahe, dass der Verzehr von Lakritz in der Schwangerschaft möglicherweise nachhaltig die körperliche und kognitive Entwicklung der Kinder schädigen könnte.  Auch Menschen mit Bluthochdruck sollten beim Verzehr von süßholzhaltigen Lebensmitteln vorsichtig sein. Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten beachten, dass Glycyrrhizin die Wirkung von Medikamenten beeinflussen kann. Im Zweifelsfall sollte man mit dem Arzt oder Apotheker besprechen, welche Mengen okay sind. Auch Tees mit höheren Süßholzgehalten – also mit entsprechendem Hinweis – sollten die oben genannten Personengruppen nicht kannenweise trinken.

Fazit: Süßholz ist eine Arzneipflanze und Lakritz ein Genußmittel und sollte deshalb nicht unbedacht konsumiert werden. Der Einsatz als Aromageber etwa in Tees ist für gesunde Menschen unbedenklich, als Süßungsmittel insbesondere für den täglichen Konsum ist es ungeeignet.