Frage des Monats 04.08.2021

Wachmacher - praktisch oder gefährlich?

Ernährungsberaterin Alice Luttropp antwortet:

Ein Schlückchen hier, eine Tasse da. Schaden Kaffee und Energydrinks der Gesundheit oder sind sie praktische Muntermacher?

Ohne Kaffee läuft nix?

Wie bei allen Wachmachern kommt es auch hier auf die Menge an, die konsumiert wird. Laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)  sind bis zu vier Tassen Kaffee täglich für Erwachsene unbedenklich. Das entspricht 400 Milligramm Koffein – über den Tag verteilt, wohlgemerkt. Als Einzeldosis empfiehlt die EFSA gesunden Erwachsenen, die Dosis von 200 Milligramm, oder zwei Tassen Kaffee, nicht zu überschreiten. Schwangere sollten etwas kürzer treten und maximal die Hälfte Koffein beziehungsweise Kaffee täglich genießen. Minderjährigen empfiehlt die EFSA, täglich nicht mehr als drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht zu konsumieren. Nachweislich bewirkt Koffein Konzentrations- und Leistungssteigerung. Aber Vorsicht: Es tritt bei regelmäßigem Konsum auch ein Gewöhnungseffekt ein. Und bei einem zu hohen Konsum können erhöhte Herzschlagfrequenzen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Nervosität und Magen-Darm-Beschwerden die Folge sein .

Auch Tee enthält Koffein

Die wachmachende Wirkung von schwarzem, weißem oder grünem Tee hat man früher dem sogenannten Teein zugeschrieben. Heute wird Teein als Begriff nicht mehr benutzt, handelt es sich doch auch im Tee um Koffein als Wachmacher. Tee hat eine deutlich sanfter anregende Wirkung und kann für den Magen-Darm-Trakt gar einen beruhigenden Effekt zeigen. Entscheidend dafür sind die Gerbstoffe, auch bekannt als Tannine. Diese werden freigesetzt abhängig von der Zieh-Dauer des Tees und dämpfen die Koffeinwirkung, weshalb die anregende Wirkung von Tee mit der Länge der Zieh-Dauer abnimmt. Die Menge an Koffein im Tee ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Teesorte, Hanglage oder der Blattgröße und kann daher sehr unterschiedlich sein. Im Schnitt enthält schwarzer Tee 45 mg pro 200 ml und grüner Tee 30 mg.  In Maßen ist auch Tee ein geeigneter – und im Vergleich zum Kaffee magenschonender – Wachmacher für lange Tage. Außerdem in Tee enthalten sind Theobromin und Theophyllin, die eine ähnliche Wirkung wie Koffein haben.

Mate warm oder kalt?

Als Trendgetränk finden sich zunehmend Erfrischungsgetränke mit Mate-Zusatz im Supermarktregal. Bei Mate handelt es sich um eine Stechpalme, aus deren Blättern in Südamerika traditionell ein Tee-Aufguss zubereitet wird, der Koffein und Theobromin enthält. Der Geschmack von Matetee ist herb und rauchig, der Koffeingehalt einer durchschnittlichen Tasse liegt bei etwa 78mg / 150 ml . Auch in diesem Tee sind viele Gerbstoffe enthalten weshalb der wachmachende Effekt langsamer eintritt als bei Kaffee und mit der Länge der Zieh-Dauer abgeschwächt wird. Die gekühlten Limo- oder Eistee-Varianten aus dem Supermarkt enthalten zusätzlich Zucker, sind süffig und verleiten zum übermäßigen Konsum. Doch Achtung: In Mate-Getränken kann Koffein in sehr hohen Dosen enthalten sein, daher sollte man im Verzehr vorsichtig sein .

Guarana

Guarana ist eine Kletterpflanze aus dem Amazonasbecken, deren Samen Koffein, Theobromin und Theophyllin enthalten. Als Extrakt wird Guarana zum Beispiel Eiskaffees, Riegeln, Energydrinks oder Nahrungsergänzungsmitteln zugesetzt.  Guaranaextrakt kann sehr hohe Dosen an Koffein enthalten und muss deshalb vorsichtig dosiert werden. Bei Lebensmitteln mit Guaranazusatz lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste, um die empfohlene Koffein-Höchstmenge nicht zu überschreiten.

Energydrinks - der schnelle Schluck aus der Dose

Energydrinks können sehr hohe Mengen Koffein enthalten. Im Gegensatz zu Heißgetränken dienen die kalten Drinks auch als Durstlöscher und werden schnell in hohen Mengen getrunken. Das kann gefährlich werden – vor allem im Zusammenhang mit ausgiebiger sportlicher Betätigung und Alkoholkonsum. Hier wurden bereits Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle, Nierenversagen beschrieben und sogar Todesfälle mit ihnen in Verbindung gebracht.
Gerade Kinder und Jugendliche trinken immer wieder viel zu viel von den süßen Wachmachern. Meist bleibt es nicht nur bei einer Dose: Jeder vierte jugendliche Konsument trinkt drei oder mehr Dosen auf einmal. Damit überschreiten sie sogar die für Erwachsene empfohlene maximale Einzeldosis Koffein von 200 Milligramm – entgegen den Warnhinweisen auf der Dose.  Eine Altersgrenze für den Verkauf von Energy Drinks wäre deshalb auch in Deutschland dringend nötig. Lettland und Litauen haben solche Regelungen bereits eingeführt, dort dürfen nur Erwachsene die Produkte kaufen.
Abgesehen vom hohen Koffeingehalt enthalten Energydrinks auch häufig sehr hohe Mengen Zucker und sind schon allein deshalb nicht empfehlenswert.

Fazit:

Es ist völlig in Ordnung, sich mit Kaffee oder Tee auf die Sprünge zu helfen. Energydrinks und koffeinhaltige Erfrischungsgetränke sollten allerdings nur ausnahmsweise konsumiert werden – nicht zuletzt, weil sie zum Teil extrem hohe Mengen Zucker enthalten. Die von der EFSA für Erwachsene empfohlene maximale Koffeinzufuhr von 400 mg pro Tag berechnet sich über den ganzen Tag verteilt aus allen Getränken. Wer also bereits vier Tassen Kaffee getrunken hat, sollte sich bei schwarzem Tee, Mate oder Coca-Cola besser zurückhalten.