Frage des Monats 24.11.2021

Wie gesund sind Quetschies?

Ernährungsberaterin Alice Luttropp antwortet:

Ein Ausflug mit Kindern, eine lange Autofahrt oder eine Ergänzung für das Pausenbrot: „Quetschies“ sind als schneller Snack praktisch und hygienisch . Doch was ist eigentlich drin und sind sie wirklich so gesund, wie die Hersteller es gerne versprechen?

Fruchtmus aus dem Quetschbeutel, besser bekannt als Quetschies, gehören mittlerweile zum Alltagsbild wie der Ball auf den Spielplatz. Kinder lieben sie, und dank ihrer praktischen Größe und dem vermeintlichen Gesundheitswert sind sie auch bei Eltern sehr beliebt. Doch die süßen Smoothies aus der Tüte sollten nur in Ausnahmefällen verwendet werden. Warum?

Zuckersüße Beutel

Angaben wie „Ohne Zuckerzusatz“ sollten nicht darüber hinweg täuschen, dass in Fruchtmuß selbst reichlich Fruchtzucker enthalten ist. Verstärkend kommt hinzu: Die Tütchen werden von den Kinder ausgenuckelt, wie bei einer Milchflasche . Dabei kommen die Zähne permanent mit dem zuckerhaltigen Inhalt in Kontakt und geraten bei übermäßigen Verzehr in Mitleidenschaft. Einige Produkte enthalten zwölf Gramm Zucker in einem Beutel, das entspricht vier Würfelzucker – auf 100 Gramm!  

Sauer macht nicht lustig

Der Anteil des säurehaltigen Vitamin C greift beim Nuckeln die Milchzähne der Kleinen an. Während die normalen Breis und Fruchtmuß-Gläser mit dem Löffel nach und nach gegessen werden, wird der Brei aus der Tüte nahezu ohne Pause genuckelt. Das Problem dabei: Dadurch findet die Säure nebst Zucker ohne Unterlass Zugang zum Zahnschmelz.

Müllberg statt Recycling

Ein weiterer Punkt: Quetschies verursachen Müllberge. Denn die Beutel bestehen meist aus Plastik und Aluminium, einen Grünen Punkt tragen die (meisten) Tüten nicht, Recycling ist hier also nicht vorgesehen (bzw. möglich.). Die Variante im Glas ist hier  klar im Vorteil.

Nichts für den Sparbeutel

Umgerechnet kosten die bunt bedruckten Tüten ein Vielfaches im Vergleich zu ihren verwandten Produkten im Glas. Quetschies gibt es zwischen 0,50 Euro und 0,80 Euro an der Kasse, die herkömmliche Variante aber schon ab 0,45 Euro für die gleiche Menge. Frisches Obst bereits ab 20 Cent pro Stück (100g/ Apfel).

Verbannen oder Verlieben?

Hersteller drucken gerne Comics oder hübsche Tiere mit Kulleraugen und freundlichem Gesicht auf die Verpackung. Damit fallen die Tüten ganz klar auf – und Kinder auf sie herein. Was uns da so bunt anleuchtet, ist eindeutig an Kinder gerichtete Werbung – für nicht sonderlich gesunde Produkte.

Laut den Herstellern dürfen Quetschies ab dem ersten Lebensjahr  verzehrt werden. Doch: Ab dem ersten Lebensjahr dürfen Kinder die gleichen Lebensmittel zu sich nehmen wie Erwachsene. Es spricht also nichts gegen einen frischen Apfel, eine Banane oder eine Erdbeere. Die Tüten sind nicht kindgerechter und verträglicher als frisches Obst und Gemüse. Auch, wenn Produktverpackung und -machart den Anschein erwecken möchten.

Fazit: Quetschies sind überzuckert und überteuert – und verursachen viel Müll. Aber: Ganz verbannen muss man diese Tütchen nicht. Wenn man sich bewusst macht, dass Quetschies eine reine Süßigkeit sind und kein Ersatz für eine vollwertige, gesunde Ernährung. Als praktischer Begleiter für unterwegs schaden Quetschies nicht. Alternativ kann man aber genauso gut zu frischem Obst greifen.