Frage des Monats 01.10.2022

Ist unverpacktes Obst und Gemüse gefährlich?

picture alliance / norbert schmidt

Ernährungsberaterin Alice Luttropp antwortet:

Rund 66.000 Tonnen Plastikabfall entstehen in Deutschland jedes Jahr durch die Verpackung von Obst und Gemüse. Aber ist es hygienischen Gründen nicht besser, wenn Paprika, Tomaten & Co. in Plastik verpackt sind, weil sonst Keime und Schadstoffe auf den Produkten lauern? Die kurze Antwort lautet: nein. Und in manchen Fällen sind eingeschweißte Produkte sogar noch anfälliger für Keimbelastungen.

Zunächst einmal: Pestizide und Schadstoffe können an jeglichem Obst und Gemüse haften. Auch Mikroorganismen, Viren und Sporen sind auf den Oberflächen vorhanden. Diese können zu Erkrankungen führen, die vor allem kleine Kinder oder ältere und kranke Menschen betreffen. Daher ist ein hygienebewusster Umgang mit Lebensmitteln wichtig.

Der erste Schritt ist immer: Obst und Gemüse waschen! Egal, ob die Produkte verpackt oder unverpackt gekauft wurden, ob sie aus konventionellem oder biologischem Anbau stammen.

Eine Plastikverpackung kann zwar vor Keimen im Supermarkt schützen – nicht aber vor Verunreinigungen, die bereits vor dem Verpacken entstanden sind. Krankheitserreger wie Listerien, Colibakterien oder Salmonellen können schon beim Anbau, der Ernte oder dem Transport auf Lebensmitteln landen. Auch Noroviren können sich auf ungewaschenem Obst und Gemüse finden, sie gelangen durch Verunreinigungen etwa im Gießwasser auf die Oberflächen.

Am besten sollten Obst und Gemüse im Originalzustand gewaschen werden – also am Stück, unzerkleinert und ungeschält und auch erst kurz vor dem Verzehr oder der Zubereitung. Denn beim Waschen werden nicht nur Keime entfernt, sondern auch die natürliche Hülle, die das Lebensmittel schützt. Weiches Obst mit einem hohen Wassergehalt, wie z.B. Himbeeren, Brombeeren und Erdbeeren, ist durch seine empfindliche Oberfläche übrigens besonders anfällig und sollte nicht lange gelagert und immer direkt vor dem Verzehr vorsichtig abgewaschen werden.

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Vorsicht bei Fertig-Produkten!

Küchenfertige Produkte wie vorgeschnittenes Obst, Gemüse und Salate, die in der Regel in Plastik verpackt sind, sind besonders kritisch zu bewerten, da sie sehr leicht verderblich sind. An den Schnittflächen tritt Zellsaft aus, der die Vermehrung von Keimen begünstigt. Vorgeschnittene Salatmischungen sind dabei besonders betroffen.

Bei Sprossen bietet ein feuchtwarmes Klima bei der Keimung ideale Bedingungen für eine hohe Keimbelastung. Vor allem hier kann man sehen, dass eine Plastikverpackung kontraproduktiv sein kann: Durch die Luftfeuchtigkeit in der Verpackung entsteht ein günstiges Klima für das Wachstum der Mikroorganismen. Daher ist es hier besonders wichtig, auch diese Lebensmittel gut und gründlich zu waschen.

Wichtig sind auch ein schneller Verzehr und eine kühle Lagerung. Dennoch rät das Bundesinstitut für Risikobewertung Menschen mit geschwächter Immunabwehr grundsätzlich vom Verzehr dieser Fertig-Lebensmittel ab.

Bei allem gilt also: Ob verpackt oder nicht, eine gründliche Reinigung kurz vor dem Verzehr hilft, Verunreinigungen und Bakterien abzuspülen. Vitamine bleiben erhalten und die Belastung mit Keimen sinkt. Unterstützt werden kann der Waschvorgang durch Beigabe von Essig bzw. Essigessenz und mehrmaligem Waschen vor dem Verzehr. Eine weitere gute Möglichkeit um die Belastung mit Pathogenen zu verringern ist es, Gemüse kurz zu blanchieren, da durch die Hitze Bakterien abgetötet werden.