Pressemitteilung 22.03.2010

Wer bekommt den „Goldenen Windbeutel 2010“? foodwatch startet Internet-Wahl zur dreistesten Werbelüge des Jahres

Zum zweiten Mal verleiht die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch den „Goldenen Windbeutel“ als Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres.  Per Internet-Abstimmung können die Verbraucher auf www.abgespeist.de ab sofort einen Monat lang abstimmen, von welchem Lebensmittelprodukt sie sich am meisten in die Irre geführt sehen. „Etiketten lügen wie gedruckt – das ist leider eher die Regel als die Ausnahme“, erklärt Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne abgespeist.de. „Erst wenn die Tricks und Täuschungen der Lebensmittelindustrie öffentlich werden und Verbraucher ihren Ärger gegenüber den Herstellern ausdrücken, wird sich an den irreführenden Werbepraktiken etwas ändern.

Eine prominente Jury hat fünf preiswürdige Produkte für den „Goldenen Windbeutel 2010“ nominiert, die bis zum 22. April 2010 auf www.abgespeist.de zur Wahl stehen:

  • „Beo Heimat Apfel & Birne“ von Carlsberg: Eine Bio-Limonade, in der gerade einmal 5,5 Prozent Bio sind: Zucker und Gerstenmalzextrakt. Äpfel und Birnen sind gar nicht drin, für den Geschmack sorgen Aromen. Nominiert wurde „Beo“ von Andreas Hoppe, „Tatort“-Kommissar und Buchautor („Allein unter Gurken“, gemeinsam mit Jacqueline Roussety): „Schöner Versuch, Herr Carlsberg! Aber sich seine Pseudo-Bio-Welt auf chemische und künstliche Fakten aufzubauen, kann nur zu diesem erbärmlichen Gesöff aus falschen Äpfeln und Birnen führen.“
  • „Bertolli Gegrilltes Gemüse“ von Unilever: Die Pastasauce wird mit dem Werbehinweis „verbesserte Rezeptur“ beworben – dabei hat sich die Rezeptur gegenüber der alten sogar verschlechtert. Neu im Produkt sind nämlich Aroma, der Geschmacksverstärker Hefeextrakt und der Zusatzstoff E 330 (Citronensäure). Windbeutel-Juror Tobias Schlegl, TV-Moderator (NDR-„extra 3“): „Besser kann man Verbraucher nicht austricksen. Jeder Italiener wäre beschämt, wenn er eine solche Pastasauce serviert bekäme, und eine original italienische Mamma würde garantiert das Nudelholz schwingen – völlig zu Recht.“
  • „Der Gelbe Zitrone Physalis“ von Pfanner: Die Physalis, die groß auf der Verpackung prangen, sind im Produkt nicht einmal in Spuren enthalten. Dafür aber umgerechnet 47 Stück Würfelzucker im Zwei-Liter-Karton – ganz schön unentspannt für einen Wellnesstee. Nominiert von Fernsehjournalistin Astrid Frohloff: „Eine ‚süße Frucht der Verführung’ wird uns da versprochen – und wenn man genau hinschaut, sieht man von Physalis keine Spur, stattdessen nur Aromastoffe. So viel Chuzpe muss man erstmal haben.“
  • „Duett Champignon Creme-Suppe“ von Escoffier: Starkoch Alfons Schuhbeck bewirbt das Produkt wie Feinschmeckerware. Dabei ist es voller Zusatzstoffe und nur so gut wie jede Tütensuppe – dafür ist es jedoch viel teurer und wird in zwei Dosen verkauft. In einer befindet sich das Pulver, in der zweiten wird das Wasser zum Anrühren gleich mitgeliefert. „Spiegel“-Autor Ullrich Fichtner hat die Escoffier-Suppe nominiert: „Sie tut so, als wäre sie Kochen, dabei ist sie auch nur Industrienahrung wie jede andere. Sie wird empfohlen von Alfons Schuhbeck, dem beliebten Spitzenkoch, der seinem Namen damit keine große Ehre macht.“
  • „Monte Drink“ von Zott: Der Hersteller suggeriert, es handele sich hier um eine gesunde „Zwischenmahlzeit“ – dabei ist das Kindergetränk eine echte Zuckerbombe. Kabarettist Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig begründet seine Nominierung so: „Eine beliebte Zwischenmahlzeit, sagt Zott. Der ideale Begleiter für die Schule, sagt Zott. Enthält allerdings umgerechnet acht Stück Würfelzucker, mehr als die gleiche Menge Cola – eine zuckersüße Kalorienbombe im Schulranzen. Sagt Zott natürlich nicht. Aber deshalb ein heißer Kandidat für den Goldenen Windbeutel 2010, sagt foodwatch. Und das würde ich auch sagen.“

Auf der Kampagnenseite www.abgespeist.de deckt  foodwatch regelmäßig Werbelügen und Etikettenschwindel bei Lebensmitteln auf. Im vergangenen Jahr erhielt Danone für Actimel den „Goldenen Windbeutel“: Bei der Abstimmung wählten 47 Prozent der rund 35.000 Teilnehmer den Trinkjoghurt wegen seiner überzogenen Gesundheitsversprechen zur dreistesten Werbelüge 2009.

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