Newsletter 08.11.2013

Gift im Essen - Nein, danke!

Hallo und guten Tag,

kennen sie die Allzweckwaffe von Politik und Lebensmittelindustrie, wenn es um die Frage geht, ob unsere Lebensmittel wirklich sicher sind? Es ist die mantraartig wiederholte Äußerung: "Noch nie waren unsere Lebensmittel so sicher wie heute - noch nie wurde mehr in die Qualitätssicherung investiert."

Richtig ist: Die Zeiten, als Hunderte von Menschen starben, weil Lebensmittel mit verseuchtem Trinkwasser hergestellt wurden, sind vorbei. Doch zur Entwarnung gibt es - leider - keinen Grund. Katastrophen passieren auch heute noch: Erinnern Sie sich an die EHEC-Epidemie im Frühjahr 2011 an der in Deutschland insgesamt 53 Menschen starben? Oder die Listerien-Infektionen durch Käse im Jahr 2010, die in Deutschland und Österreich acht Menschenleben kosteten?

Diese Tragödien sind zwar nie völlig auszuschließen, aber auch kein unabwendbares Schicksal. Vor möglichen Listerien-Infektionen haben Behörden und Hersteller viel zu spät gewarnt. Im Falle von EHEC wiegt uns die Regierung in falscher Sicherheit. Sie belügt uns, denn es stimmt nicht, dass der Auslöser ein exotischer Keim aus Ägypten war. Die Herkunft des äußerst aggressiven Erregers ist - anders als behauptet - ungeklärt.

Liebe Freunde von foodwatch: Ich kann mich wirklich nicht beruhigen. In einem der reichsten Industrieländer der Welt, in Deutschland, müssen Menschen an gefährlichen Lebensmitteln sterben, weil Profit wichtiger ist als das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit! Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich will keine Horrorszenarien entwerfen. Sie riskieren nicht Ihr Leben, wenn Sie Lebensmittel kaufen. Doch zu sagen, unsere Lebensmittel seien sicher, ist nichts anderes als Körperverletzung durch Irreführung.

Das Lebensmittelrecht verspricht, unsere Gesundheit zu schützen. Ich bin fassungslos, dass dieses Recht immer noch nicht konsequent umgesetzt wurde!

1. Kein Schutz vor Giften: Obst und Gemüse enthalten oft Pestizidrückstände oberhalb der zulässigen Höchstwerte. Doch: Manche Pestizide sind Nervengifte! In einigen Mineralwässern ist der Uran-Gehalt vor allem für Kleinkinder viel zu hoch. Es gibt keinen Grenzwert. Auch die Grenzwerte für das Sevesogift Dioxin sind zu hoch. Sie orientieren sich weniger am Gesundheitsschutz als vielmehr an den kommerziellen Interessen der Vermarkter. Sie werden es kaum glauben, aber der Dioxin-Grenzwert für Fischöl ist viel höher als für andere Fette. Warum? Wäre er für Fischöl genauso hoch, müssten viele Produkte, die Fischöl enthalten vom Markt genommen werden!

2. Zusatzstoffe, die krank machen: Viele der erlaubten Zusatzstoffe sind wegen ihrer gesundheitsschädlichen Wirkungen umstritten. Das heißt, Zusatzstoffe dürfen trotz vermuteter negativer gesundheitlicher Auswirkungen in das Essen gemischt werden und müssen lediglich auf der Verpackung kenntlich gemacht werden! Azo-Farbstoffe (E102, 110, 122, 124a und 129) und Chinolin (E104) beispielsweise stehen im Verdacht ADHS, also das bekannte Zappelphilipp-Syndrom, auszulösen. Und was macht die Politik? Auf der Rückseite der Produkte wird in kleinster Schrift davor gewarnt - anstatt diese Zusatzstoffe zu verbieten.

3. Antibiotika-Resistenzen beim Menschen: Der exzessive und ungenügend kontrollierte Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung führt, zusammen mit dem häufig ebenso bedenkenlosen Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin, zu gravierenden Gesundheitsproblemen. Viele bakterielle Infektionen können nicht mehr medizinisch behandelt werden, weil sie durch resistente Bakterienstämme verursacht wurden.

4. Verdorbenes Fleisch: Und diesmal also Gammelgeflügel? Diese Woche wurde bekannt, dass die niedersächsische Firma "Trinitymeat" verdächtigt wird, hochgradig verdorbenes (grünes!) Fleisch untergemengt zu haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass das stimmt, ist hoch. Denn im Vergleich zu den Abfallgesetzen der chemischen Industrie sind die Vorschriften für die Entsorgung von Fleischabfällen eine Einladung zum Betrug. Gammelfleisch muss zwar eingefärbt werden, aber die Farbe muss nicht sichtbar sein!! Nein, das ist kein Witz, das sagt das Gesetz. Und die Rückführung von Abfällen in die Lebensmittelkette ist deshalb auch keine Schwierigkeit.

Für uns von foodwatch ist klar, das darf so nicht weitergehen. Aber vielleicht fragen Sie: "Was können Sie schon ausrichten, Herr Bode? Es gibt die übermächtige Lebensmittelindustrie, der ein Millionenetat für Lobbyarbeit zur Verfügung steht und es gibt die Politik, die sich meist zum Büttel der Wirtschaft macht. Was kann da eine so kleine Organisation wie die Ihre schon bewirken?" Da kann ich nur sagen: Ja, das stimmt. Der Gegner ist sehr groß und sehr stark. Vor allem finanzstark. Wir dagegen sind mit gerademal 18 Mitarbeitern extrem klein. Aber wie es so oft bei Kleinen ist: Wir sind sehr wendig. Und wir wissen, wir kämpfen für Rechte, die uns zustehen. Deshalb können wir durchaus etwas bewegen. Aber ohne Ihre Unterstützung schaffen wir es nicht. Deshalb bitte ich Sie: Werden Sie Förderer/Förderin von foodwatch.

Unsere schärfste Waffe im Kampf gegen die Unmoral der Lebensmittelkonzerne und der Politik ist es, die Missstände im Lebensmittelmarkt öffentlich zu machen. Damit endlich das Gerede von den "sicheren Lebensmitteln" als Lügenmärchen entlarvt wird. Erst wenn die Menschen die Gefahren kennen, können sie sich wehren. Deshalb informieren wir die Öffentlichkeit und üben so Druck aus. Doch Wehren ohne Geld funktioniert nicht. Darum helfen Sie uns und werden Sie Förderin/Förderer von foodwatch.

Die Politiker und die Lebensmittelindustrie müssen endlich erkennen, dass es sich die Verbraucher nicht länger gefallen lassen, wenn die Profite der Wirtschaft mit ihrer Gesundheit bezahlt werden. Wenn Sie Förderer/Förderin werden, hilft uns das nicht nur dabei, unsere Recherchen, Gutachten, Anwalts- und Gerichtskosten zu bezahlen. Sondern Sie senden damit auch ein unmissverständliches Zeichen an Konzernlenker und die künftigen Gesundheits- und Verbraucherminister. Damit die verantwortlichen Akteure in Zukunft nicht mehr an uns vorbeikommen, werden Sie Förderin/Förderer von foodwatch:

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Vielen Dank und herzliche Grüße,

Ihr
Thilo Bode
Geschäftsführer