Fish Tales weigert sich, die Herkunft ihres „nachhaltigen“ Räucherlachses preiszugeben – obwohl das ASC-Siegel auf der Verpackung verspricht: „Rückverfolgbar bis zur Farm“. Doch statt Transparenz gibt's Geheimniskrämerei: Gegenüber foodwatch nennt die Firma ausgerechnet den Skandalkonzern Grieg Seafood als Bezugsquelle – und kann über die genaue Farm nichts sagen.
Was steht auf dem Fish Tales Räucherlachs drauf?
Die Verpackung ist ein Märchenbuch: Die Vorderseite zeigt eine lächelnde Frau mit „Hammerfest Norwegen – Sigrun & Crew“. Auf der Rückseite gibt sich Sigrun als „stolze Lachsfarmerin“ aus der Region Hammerfest. Das ASC-Label verspricht „Verantwortungsvolle Fischzucht“, dazu kommt die Werbung „nachhaltig und umweltgerecht gezüchtet“.
Ein QR-Code führt zur englischen Webseite mit dem Versprechen „Rückverfolgbar bis hin zur Fischerei“. Dort inszeniert Fish Tales das perfekte Familienidyll: Neben Sigrun tritt Alf auf als Farmer im nachhaltigen Familienunternehmen. „Alf und seine Familie sorgen für die perfekten Bedingungen, damit der Lachs gesund bleibt.“
Was ist drin?
Der Räucherlachs stammt aus norwegischer Aquakultur, wo die Fische in Netzgehegen im Meer aufwachsen. Fish Tales bezieht nach eigenen Angaben für den deutschen Markt ausschließlich Lachs von Grieg Seafood, einem der größten norwegischen Lachsproduzenten. Auch Sigruns Farm gehört zu Grieg Seafood.
Warum ist das eine Irreführung der Verbraucher:innen?
Trotz mehrfacher Anfragen von foodwatch schweigt Fish Tales zur konkreten Zuchtfarm – obwohl das ASC-Label Transparenz „von der Zucht bis auf den Teller“ garantiert. Das siegelartige Foto mit Sigrun? Reine Marketing-Masche! Sigrun ist nur „Botschafterin“, keine echte Farmerin. Fish Tales gesteht gegenüber foodwatch: „Für Produkte von Grieg Seafood können wir die genaue Farm nicht angeben.“ Grund: Der Konzern ist zu groß, die Farm variiert je nach Bestellung.
Grieg Seafood sorgt regelmäßig für Schlagzeilen: 2021 verendeten fast 100.000 Zuchtlachse durch Chlorgasaustritt. Recherchen zeigten 2025 hohen Lachslausbefall in mehreren ASC-zertifizierten Grieg-Farmen – sogar im beworbenen Hammerfest. Trotz Zertifizierung überschritten die Werte die ASC-Grenzwerte.
Und der auf der Webseite beworbene „Familienfarmer“ Alf? CEO von Kvaroy Arctic – einem 100-Millionen-Dollar-Unternehmen mit Amazon-Kooperation! Fish Tales plant, auch die deutsche Lieferkette auf diesen „kleinen Familienbetrieb“ umzustellen.
Wie teuer ist der Schwindel?
Mit 3,49 Euro pro 50 Gramm (69,80 Euro pro Kilogramm) ist der Fish Tales Räucherlachs etwa 40 Prozent teurer als Bio-Lachs von Rewe, der bei 4,99 Euro pro 100 Gramm (49,90 Euro pro Kilogramm) liegt.
Welche Strategie der Lebensmittelindustrie steckt dahinter?
Verbraucher zahlen gern mehr für nachhaltige Produkte. Unternehmen locken mit Öko- und Tierwohl-Versprechen – halten sie aber oftmals nicht ein. Kontrolle? Fast unmöglich. Selbst Siegel täuschen oft mit schwächeren Standards als beworben. Die Rechnung zahlen Verbraucher, Umwelt, Tiere und Klima.
Was muss passieren?
Fish Tales muss das Greenwashing stoppen und echte Rückverfolgbarkeit liefern. Das ASC-Siegel hat seit einem halben Jahr ein digitales Tool versprochen – bis dahin sollte es sein Transparenz-Versprechen „von der Zucht bis zum Teller“ aussetzen.