Hersteller Flora Food Group bewirbt seine Rama Margarine prominent mit „100 % natürliche Zutaten“. Doch wer ein Naturprodukt erwartet, wird enttäuscht. Rama enthält – wie andere Margarinen auch – zahlreiche Zusatzstoffe und industriell hergestellte Zutaten, die mit einem natürlichen Produkt wenig zu tun haben.
Was wird von Rama versprochen?
Der Hersteller Flora Food Group bewirbt Rama auf der Verpackung mit der Aussage „100 % natürliche Zutaten“ in grüner Schrift. Auf der Webseite heißt es: „Die Menschen lieben zeitlose Klassiker – wie unsere Rama im runden Becher mit 100 % natürlichen Zutaten.“
Was steckt drin?
Rama ist eine Dreiviertelfettmargarine aus verschiedenen Fetten und Ölen (Raps, Palm, Sonnenblume) – ganz nach Belieben „in veränderlichen Gewichtsanteilen“. Neben Trinkwasser und Speisesalz sind vier Zusatzstoffe sowie natürliche Aromen und zugesetzte Vitamine enthalten. Die Zusatzstoffe sind ohne Angabe von E-Nummern in der Zutatenliste angegeben.
So macht Unilever aus der Zutatenliste ein Ratespiel: Welches Öl ist heute in welcher Menge drin? Geheim! Welche E-Nummern stecken hinter „Emulgatoren“ und „Säuerungsmittel“? Wird auch nicht verraten! Die ehrlichere Zutatenliste wäre: Rapsöl (X %), Palmfett (X %), Sonnenblumenöl (X %), Trinkwasser, Speisesalz (0,5 %), Emulgatoren (Lecithine E322, Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren E471), natürliche Aromen, Säuerungsmittel (Citronensäure E330), Vitamine (A, D), Farbstoff (Carotin E160a). Klingt schon weniger natürlich.
Warum ist das eine Irreführung der Verbraucher:innen?
Mit „100 % natürliche Zutaten“ gaukelt Rama eine Natürlichkeit vor, die schlicht nicht existiert. Es ist eine industriell hergestellte Margarine mit typischen Zusatzstoffen. Die Werbeaussage soll Rama von der Konkurrenz abheben – tatsächlich führt sie Verbraucher:innen in die Irre.
„Natürliche Zutaten“ ist rechtlich nicht definiert – ein Freifahrtschein für Marketingtricks. Fast zwei Drittel der Verbraucher:innen erwarten minimal verarbeitete Lebensmittel ohne Zusatzstoffe. Rama liefert das Gegenteil: hochverarbeitete Emulgatoren, isolierte Vitamine und „natürliche“ Aromen, die zwar aus natürlichen Rohstoffen stammen können, aber technisch stark bearbeitet wurden.
Die Lebensmittelinformationsverordnung verbietet irreführende Angaben über Eigenschaften und Herstellungsmethoden. Auch Lebensmittelklarheit.de urteilt klar: „Die Werbung mit ‚100 % natürliche Zutaten‘ passt nicht, wenn Zusatzstoffe im Produkt enthalten sind – und zwar unabhängig davon, wie sie hergestellt wurden und aus welchen Quellen sie stammen.“
Welche Strategie der Lebensmittelindustrie steckt dahinter?
Die Lebensmittelindustrie macht aus rechtlich unklaren Begriffen wie „natürlich“, „traditionell“ oder „handwerklich“ ein Geschäftsmodell. Hochverarbeitete Produkte bekommen einen gesunden, unverfälschten Anstrich. Die Strategie ist simpel: Verbraucherwünsche vorgaukeln, ohne sie zu erfüllen. Hauptsache, die Kasse klingelt.
Wie teuer ist der Schwindel?
Rama kostet pro Kilogramm 5,48 Euro. Ähnliche Margarinen von Eigenmarken mit vergleichbaren Zusatzstoffen kosten nur knapp die Hälfte.
Was muss sich ändern?
Der Hersteller Flora Food Group muss seine Werbeaussage „100 % natürliche Zutaten“ von der Produktverpackung entfernen. Industriell hergestellte Lebensmittel dürfen nicht mit Begriffen wie traditionell, natürlich oder handwerklich beworben werden.