foodwatch-Report: „Zu #gesund um wahr zu sein?“
Wundermittel gegen Stress, Müdigkeit & Co.? Auf Instagram werben Influencer:innen mit falschen Gesundheitsversprechen. Dabei sind viele Nahrungsergänzungsmittel unnötig und bisweilen sogar schädlich.
Rund ein Drittel der Instagram-Stories, in denen Nahrungsergänzungsmittel beworben werden, enthält gesundheitsbezogene Aussagen – und in sämtlichen Fällen stuft foodwatch mindestens eines dieser Versprechen als unzulässig ein. Der neue Report von foodwatch deckt auf, wie Hersteller mithilfe von Influencer:innen mit falschen Versprechen werben und so ein problematisches Gesundheitsbild etablieren.
Die Instagram-Werbung: irreführend und unkontrolliert
Im Rahmen einer Untersuchung hat foodwatch über 20 Tage hinweg die Instagram-Stories von 95 Fitness- und Gesundheits-Influencer:innen ausgewertet. Das Ergebnis: 145 Mal verwendeten die Influencer:innen mindestens einen Health Claim pro beworbenem Produkt. In allen Fällen lagen Verstöße gegen die Health Claims Verordnung vor. Dabei geht es nicht nur um plumpe Aussagen – oft reichen Andeutungen, beispielsweise wie „Schlaf und Regeneration”, um falsche Erwartungen zu wecken.
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Besonders dreist: Selbst medizinische Aussagen wie Heilungsversprechen, beispielsweise hilft bei „chronischer Erschöpfung“ oder dass der Hormonhaushalt ausgeglichen und schlechter Haut entgegengewirkt werden solle, werden verbreitet. Viele Produkte werden dabei als Allheilmittel inszeniert: gegen Müdigkeit, schlechte Haut oder hormonelle Beschwerden.
Nahrungsergänzungsmittel: oft überflüssig, manchmal schädlich
Vitaminpräparate, Proteinpulver oder Magnesiumkapseln: Gesunde Menschen mit ausgewogener Ernährung brauchen sie in der Regel nicht. Studien zeigen, dass eine ausgewogene Ernährung völlig ausreicht, um den Bedarf an Nährstoffen zu decken. Doch genau das wird in sozialen Medien systematisch in Frage gestellt. Influencer:innen schüren Unsicherheiten, stellen Nahrungsergänzungsmittel als notwendig dar und bewerben sie mit Rabattcodes. So entsteht ein lukrativer Markt mit einem angeblichen Mangel.
Wie sinnvoll sind Protein, Vitamin D, Magnesium & Co?
Die foodwatch-Analyse zeigt: Besonders häufig bewerben Influencer:innen Produkte, die Protein, Vitamin C, D, B6 oder Magnesium enthalten. Doch verdienen gerade diese Nährstoffe so viel Aufmerksamkeit – und ist eine Supplementierung überhaupt notwendig?
Problematisch wird es, wenn eigentlich harmlose Produkte zu gefährlichen werden. Viele Präparate können in Kombination mit anderen Mitteln überdosiert werden oder enthalten Stoffe, die im Verdacht stehen, gesundheitliche Schäden zu verursachen – etwa Synephrin, das in Pre-Workout-Boostern zu finden ist und Herzprobleme auslösen kann. Zudem fehlen gesetzlich verpflichtende Höchstmengen.
Supplemente für Muskelaufbau oder zum Abnehmen
Trotz millionenfacher Reichweite und hoher Wirkung unterliegt das Marketing von Nahrungsergänzungsmitteln auf Instagram keiner wirksamen Kontrolle. Die zuständigen Behörden sind überfordert, bestehende Gesetze werden kaum durchgesetzt. Influencer:innen können praktisch alles behaupten, weil niemand hinschaut.
Schluss mit dem Gesundheitsschwindel!
Damit Verbraucher:innen nicht länger getäuscht werden, braucht es klare gesetzliche Regelungen.
foodwatch fordert konkret:
- Die Kontrolle des Online-Markts muss länder- und kommunenübergreifend gebündelt werden.
- Unternehmen müssen dafür sorgen, dass die Influencer:innen nicht mehr irreführende Werbung für ihre Produkte machen.
- Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe müssen festgelegt werden.
- Ein Zulassungsverfahren für Nahrungsergänzungsmittel – wie bei Arzneimitteln.
- Eine Positivliste für sonstige Stoffe.
Nur so lässt sich verhindern, dass weiter unkontrolliert Gewinne mit teilweise gesundheitsgefährdenden Produkten gemacht werden – auf Kosten des Verbraucherschutzes.
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