Nachricht 09.12.2021

Lebensmittel mit Mineralöl belastet

Viele Lebensmittel sind mit gefährlichen Mineralölrückständen belastet, wie ein europaweiter Labortest von foodwatch zeigt. Die Produkte müssen sofort zurückgerufen werden und ein EU-weiter Grenzwert für Mineralölbelastungen eingeführt werden!

Insgesamt hat foodwatch 152 Lebensmittel aus verschiedenen europäischen Ländern untersuchen lassen – jedes achte Produkt ist mit sogenannten aromatischen Mineralölen (MOAH) belastet, die unter Verdacht stehen, krebserregend und erbgutverändernd zu sein. In Deutschland sind Nutella, Nusspli Nuss-Nougat-Creme sowie Brühwürfel und Bratensauce von Knorr betroffen. Der neue Bundesernährungsminister Cem Özdemir muss endlich mit der EU-Kommission und allen anderen  Mitgliedstaaten einen EU-weiten Grenzwert für Mineralölbelastungen durchsetzen.
 

Der eigentliche Skandal ist: Obwohl das Problem gefährlicher Mineralölverunreinigungen seit Jahren bekannt und vollständig lösbar ist, gibt es noch immer keinen Grenzwert, der Verbraucher:innen schützt – das ist ein echtes Politikversagen.
Saskia Reinbeck Kampagnen und Recherchen

Strikte Null-Toleranz-Grenze für aromatische Mineralöle

Das EU-Lebensmittelrecht schreibt klar vor: „Lebensmittel, die nicht sicher sind, dürfen nicht in Verkehr gebracht werden.“ Und auch die deutsche Lebensmittelindustrie hat sich gegenüber den Aufsichtsbehörden verpflichtet, verschiedene Produktkategorien ohne aromatische Mineralöle zu liefern. Trotzdem weisen Testergebnisse immer wieder Mineralölrückstände in Lebensmitteln nach. Deswegen muss nun eine gesetzlich verpflichtende strikte MOAH-Nulltoleranz her, damit Lebensmittelfirmen alles tun um Mineralölbelastungen in ihren Produkten zu vermeiden!
 

Jedes achte Produkt belastet

Es ist bereits das dritte Mal, dass foodwatch durch Labortests nachgewiesen hat, dass mit MOAH belastete Produkte in den Regalen stehen. Für den aktuellen Test hat foodwatch 152 Produkte aus Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich und den Niederlanden in zwei verschiedenen Laboren nach neuesten Analysemethoden untersuchen lassen. In 19 Produkten (12,5 Prozent) wurden Mineralölrückstände nachgewiesen. Als Nachweisgrenze gilt dabei in den allermeisten Produkten ein Wert von 0,5 mg pro Kilogramm. Die Kontaminationswerte reichen von 0,63 mg/kg (in Bio-Nuss-Nougat-Aufstrich aus Belgien) bis zu enormen 82 mg/kg (in Knorr Bratensaft Basis aus Deutschland). Knorr-Bouillonwürfel des Herstellers Unilever wurden in mehreren Chargen in den fünf Ländern als stark mit MOAH kontaminiert identifiziert. Bei Nutella war eine Charge aus Deutschland mit 2,3 mg/kg MOAH verunreinigt, in den anderen Chargen war MOAH nicht nachweisbar.
 

Die Testergebnisse zeigen, dass es zwar viele Hersteller mittlerweile schaffen, Produkte ohne krebsverdächtige Mineralöle herzustellen, einige jedoch nicht. Knorr-Produkte von Unilever sind in allen untersuchten Ländern teils enorm hoch mit krebsverdächtigen Mineralölen belastet – sie müssen sofort aus den Verkaufsregalen verschwinden.
Saskia Reinbeck Kampagnen und Recherchen

Mineralöl hat viele Eintragswege 

Mineralöle sind die größte Verunreinigung im menschlichen Körper. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA beschreibt besonders die „aromatischen Mineralöle“ (MOAH) als potenziell krebserregend und erbgutschädigend – weshalb solche Rückstände selbst in kleinsten Mengen nicht in Lebensmitteln enthalten sein sollten. Neben Maschinen bei Ernte und Verarbeitung kann auch die Verpackung der Grund für die Mineralöl-Verunreinigung sein. So enthalten zum Beispiel Verpackungen aus Altpapier oft Mineralöle aus Druckfarben, die auf Lebensmittel übergehen können.