Dr. Rebekka Siegmann von foodwatch antwortet:

Eigentlich müsste die Sache klar sein: Künstliche und natürliche Süßstoffe wie Aspartam oder Stevia enthalten keine oder nur sehr wenige Kalorien. Wer zu süßstoffgesüßten Getränken statt zu zuckriger Limo greift, müsste also abnehmen. Doch geht diese Rechnung wirklich auf?
Eins steht fest: Zucker ist schädlich. Zuckerhaltige Getränke sind eine der Hauptursachen für Adipositas und Typ-2-Diabetes. Bei einem Halblitergetränk nimmt man locker 50 Gramm Zucker zu sich – ohne davon satt zu werden! Also einfach die Cola durch Cola Zero ersetzen? Mediziner:innen und Fachgesellschaften sind sich nicht ganz einig, was die Bewertung von Süßstoffen angeht:
Besser als Zucker
Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) empfiehlt in ihrer aktuellen Leitlinie „Getränke mit kalorienfreien oder kalorienarmen Süßungsmitteln gegenüber Getränken mit Zuckerzusatz vorzuziehen.“ Denn Studien zeigen, dass Light-Getränke im Vergleich zu zuckergesüßten Getränken mit geringerer Gewichtszunahme oder sogar Gewichtsabnahme verbunden sein können. Die DAG bewertet Süßstoffe als praktikable Zwischenlösung, auch wenn Wasser die beste Wahl bleibe.
WHO rät von Süßstoffen ab
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät in ihrer aktuellen Leitlinie dagegen davon ab, Süßstoffe zur Gewichtskontrolle oder zur Vorbeugung von Krankheiten einzusetzen. Eine systematische Auswertung der Studienlage habe ergeben, dass Süßstoffe langfristig keinen Vorteil bei der Reduktion von Körperfett bringen. Zudem gebe es Hinweise auf mögliche unerwünschte Effekte wie ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine erhöhte Sterblichkeit. Die WHO empfiehlt deshalb, sich die allgemeine Vorliebe für Süßes abzutrainieren und stattdessen auf ungesüßte Lebensmittel und Getränke zu setzen.
Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung können Süßstoffe im Rahmen eines strukturierten Gewichtsreduktionsprogramms mit kalorienreduzierter Ernährung und Verhaltensintervention zur Gewichtsabnahme beitragen. Ohne ein solches begleitendes Programm sei jedoch unklar, ob sie das Körpergewicht beeinflussen.

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Der Studienarzt Dr. Stefan Kabisch von der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin der Charité Berlin hat sich in einem wissenschaftlichen Artikel mit der Studienlage zur Wirkung von Süßstoffen auf das Körpergewicht auseinandergesetzt. Er kommt zum Schluss, dass Süßstoffe in randomisierten, kontrollierten Studien im Vergleich zu Zucker eine signifikante Verringerung von Körpergewicht und Leberfett bewirken. Der Gewichtsverlust sei jedoch nicht so hoch wie erwartet: Gemäß der theoretisch eingesparten Kalorien müsste er zehnmal höher sein. Möglicherweise gibt es Störeffekte: Vielleicht werden die eingesparten Kalorien stattdessen über andere Lebensmittel aufgenommen und die Konditionierung auf Süßreize bleibt bestehen.
Der beste Durstlöscher ist Wasser
Fazit: Auch wenn es noch Wissenslücken und zum Teil widersprüchliche Empfehlungen zum Thema Süßstoffe gibt – in einem sind sich die Expert:innen einig: Wasser ist das Getränk der Wahl. Wem es schwerfällt, ganz auf süße Getränke zu verzichten, kann zu Light- oder Zero-Produkten greifen. Am besten ist es jedoch, sich Schritt für Schritt den Heißhunger auf Süßes abzugewöhnen und seinen Durst mit Wasser oder ungesüßten Tees zu stillen.