„Wie kommt Mineralöl in Lebensmittel und warum ist das gefährlich?“
Saskia Reinbeck von foodwatch antwortet:
Immer wieder kommt es vor, dass Lebensmittel durch Mineralöle verunreinigt werden. Mineralöl wurde unter anderem von foodwatch bereits in zahlreichen Lebensmitteln wie Brühwürfeln, Schokolade, Reis, Babymilchpulver oder Speiseölen nachgewiesen . Wenn wir von Mineralöl sprechen sind sogenannte Mineralöl-Kohlenwasserstoffe gemeint. Das sind chemische Verbindungen, die hauptsächlich aus Rohöl stammen . Doch wie kommt Mineralöl in unser Essen?
Doch wie kommt Mineralöl in unser Essen?
Ob bei der Ernte, während der Weiterverarbeitung, oder bei der Lagerung: Verunreinigungen mit Mineralöl in Lebensmitteln können während des ganzen Produktionsablaufs passieren. Denn die Lebensmittelindustrie setzt Mineralöle beispielsweise als Staubbindemittel, Schmierfett in Produktionsmaschinen, Trennmittel, Poliermittel oder in Klebstoff ein. Eine weitere häufige Kontaminationsquelle sind Verpackungen und Umverpackungen aus recyceltem Altpapier. Diese enthalten oft mineralölhaltige Druckfarben, die sich über den Recyclingprozess in den Verpackungen anreichern und während Lagerung und Transport auf das Lebensmittel übergehen können.
Wie gefährlich ist Mineralöl in Lebensmitteln?
Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist Mineralöl in Lebensmitteln in unterschiedlichem Maß gesundheitsgefährdend: Gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) kommen in Lebensmitteln wesentlich häufiger und in wesentlich höheren Konzentrationen vor als Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Sie reichern sich im menschlichen Körper an und können verschiedene Organe schädigen. Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe sind besonders kritisch, denn sie stehen im Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein. Ferner können sie Hormonstörungen verursachen. Es gibt bei Substanzen mit krebserregendem Potenzial keine „sichere“ tägliche Aufnahmemenge. Daher hat die EFSA klargestellt, dass jeglicher Gehalt an aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln ein Gesundheitsrisiko darstellt.
Ein bekanntes Problem – was muss sich ändern?
foodwatch fordert daher die Einführung einer Null-Toleranz-Regelung für aromatische Mineralöle (MOAH). Das bedeutet, dass MOAH generell in Lebensmitteln nicht nachweisbar sein sollte. Für MOSH muss das Prinzip „As Low As Reasonably Achievable“ (ALARA) gelten: Die Kontamination durch MOSH muss so gering wie möglich gehalten werden.
Wie können Verbraucher:innen geschützt werden?
Lebensmittelüberwachungsbehörden müssen sicherstellen, dass Unternehmen ihre Verpflichtungen erfüllen und kontaminierte Produkte, die auf den Markt gelangen, zurückrufen. Auch müssen die gemeinsam erarbeiteten Orientierungswerte für Mineralöl ernst genommen und ein verbindliches, einheitliches Gesetz auf europäischer Ebene eingeführt werden.