Frage des Monats 01.11.2023

Wieviel Zucker ist gesund?

Joanna Kosinska / Unsplash

Orangensaft, Schokokuchen, Erdbeerjoghurt – in vielen Lebensmitteln steckt Zucker. Die meisten Menschen wissen wohl, dass sie es nicht übertreiben sollten mit dem Konsum von Süßkram und Co. Doch wieviel Zucker ist eigentlich gesund?

Sarah Häuser von foodwatch antwortet:

foodwatch/Sabrina Weniger

Die schlechte Nachricht zuerst für alle Naschkatzen: Es gibt keinen Zucker-Bedarf. Zwar benötigt das Gehirn Glukose, aber der Körper kann diese selbst herstellen – zum Beispiel aus Brot oder Kartoffeln. Wir müssen also keinen Zucker zu uns nehmen. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus: So essen die meisten Menschen viel zu viel Zucker. Der Zuckerkonsum von Kindern etwa liegt ganze 60 Prozent über der maximal von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Menge.  

Schwerwiegende Folgen

Warum ist das ein Problem? Ungesunde Ernährung kann schwerwiegende Folgen haben. Das Risiko für zahlreiche gesundheitliche Probleme, wie Adipositas, Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden, steigt mit zunehmendem Zuckerkonsum an, warnt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Etwa jeder siebte Todesfall in Deutschland ist laut Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf ungesunde Ernährung zurückzuführen. 

Besonders schädlich: zuckrige Limos

Bei unserem Zuckerkonsum sind die sogenannten “freien” Zucker das Problem. Dazu gehört Zucker, der Lebensmitteln zugesetzt ist. Außerdem fallen auch natürlicherweise in Säften, Honig und Sirup vorkommende Zucker darunter. Wir nehmen die freien Zucker vor allem über Backwaren, Süßigkeiten, zuckrige Limos, Säfte sowie gesüßte Milchprodukte auf. Besonders problematisch sind mit Zucker gesüßte Getränke. Sie gelten laut Weltgesundheitsorganisation als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Adipositas und Typ-2-Diabetes. 

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Wie viel Zucker ist denn nun okay? 

Die EFSA sagt: Je weniger, desto besser. Es sei „nicht möglich, eine sichere Aufnahmemenge“ für Zucker zu definieren, erklärte das Expertengremium vergangenes Jahr in einer wissenschaftlichen Bewertung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nicht mehr als 10 Prozent der täglichen Energiemenge aus freien Zuckern aufzunehmen – noch besser wäre laut WHO weniger als 5 Prozent. Für eine erwachsene Frau bedeutet das: Sie sollte maximal 50 Gramm Zucker pro Tag verzehren. Im Idealfall liegt ihre Zuckeraufnahme sogar bei weniger als 25 Gramm am Tag.  

Hier wird auch klar, warum man auf zuckrige Limos am besten ganz verzichten sollte und auch Fruchtsäfte keine gesunden Durstlöscher sind: Ein kleines Glas Apfelsaft enthält bereits etwa 25 Gramm Zucker, in einer regulären Coca-Cola steckt etwa ähnlich viel. Süßigkeiten, weitere zuckerhaltige Getränke oder auch herzhafte Speisen mit Zuckerzusatz kommen bei den meisten Menschen im Laufe des Tages noch hinzu.   

Die eigene Hand als Maß

Für Süßigkeiten kann man sich grob an der eigenen Hand als Mengenmaß orientieren. Die Faustformel für Kinder und Erwachsene lautet: Nicht mehr als eine Handvoll Süßigkeiten am Tag. Eine Ausnahme sind Kleinkinder und Säuglinge: Die WHO rät für ihre Ernährung explizit von zugesetztem Zucker ab. 

Die Politik ist gefragt!

Fest steht: Es wird uns viel zu schwer gemacht, den Zuckerkonsum zu reduzieren. Denn unser Ernährungsumfeld ist nach wie vor völlig überzuckert. Auf allen Kanälen werden Kinder und Jugendliche mit Werbung für Zuckerbomben überhäuft. Erfrischungsgetränke sind nach wie vor viel zu süß. Und auch auf gesund gestylte Trendprodukte können zu viel Zucker enthalten. Angesichts der gravierenden Folgen eines zu hohen Zuckerkonsums muss die Bundesregierung endlich aktiv werden: Medizinische Fachgesellschaften, Verbraucherverbände und Ärzt:innen fordern schon lange wirksame politische Maßnahmen gegen ungesunde Ernährung. Wichtige Bausteine sind Junkfood-Werbeschranken zum Kinderschutz, eine verständliche Nährwertkennzeichnung und eine Limo-Steuer. Diese hat in Großbritannien zu einem Zuckersturz im Getränkeregal geführt.